Psalmen – Buch 2

Zweites Buch (Psalm 42-72)

Deutsche Übersetzung nach Hermann Menge von 1939 (Public Domain), mit Ergänzungen von der Schule des Geistes (in grün).

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Psalm 42

1Dem Musikmeister; ein Lehrgedicht der Korahiten. 2Wie der Hirsch lechzt nach Wasserbächen,

so lechzt meine Seele nach dir, o Gott!

3Meine Seele dürstet nach Gott, dem lebendigen Gott:

wann werde ich dahin kommen, daß ich erscheine vor Gottes Angesicht?

4Meine Tränen sind meine Speise geworden

bei Tag und bei Nacht, weil man den ganzen Tag zu mir sagt: »Wo ist nun dein Gott?«

5Daran will ich gedenken – und meinem Schmerz

freien Lauf in mir lassen –, wie einst ich dahinschritt in dichter Schar, mit ihnen wallte zum Hause Gottes, umbraust von lautem Jubel und Lobgesang inmitten der feiernden Menge.

6Was betrübst du dich, meine Seele,

und stürmst so ruhlos in mir? Harre auf Gott! Denn ich werde ihm noch danken, ihm, meines Angesichts Hilfe und meinem Gott.

7Gebeugt ist meine Seele in mir: drum denk’ ich an dich

im Lande des Jordans und der Hermongipfel, am Berge Mizar:

8Flut ruft der Flut zu beim Tosen deiner Wasserstürze;

alle, alle deine Wogen und Wellen sind über mich hingegangen!

9Bei Tag seufz’ ich: »Es entbiete der HERR seine Gnade!«,

und nachts ist sein Lied in meinem Munde, ein Gebet zum Gott meines Lebens.

10Ich sage zu Gott, meinem Felsen:

»Warum hast du mich vergessen? Warum muß ich trauernd einhergehn unter dem Druck des Feindes?«

11Wie Zermalmung liegt mir in meinen Gebeinen

der Hohn meiner Dränger, weil sie den ganzen Tag zu mir sagen: »Wo ist nun dein Gott?«

12Was betrübst du dich, meine Seele,

und stürmst so ruhlos in mir? Harre auf Gott! Denn ich werde ihm noch danken, ihm, meines Angesichts Hilfe und meinem Gott.


Psalm 43

1Schaffe mir Recht, o Gott, und führe meinen Rechtsstreit

gegen ein liebloses Volk! Von Menschen des Trugs und der Bosheit errette mich, HERR!

2Du bist ja der Gott, der mich schützt:

warum hast du mich verstoßen? Warum muß ich trauernd einhergehn unter dem Druck des Feindes?

3Sende dein Licht und deine Treue!

Die sollen mich leiten, mich bringen zu deinem heiligen Berge und deiner Wohnstatt,

4damit ich zum Altar Gottes komme,

zu dem Gott meines Freudenjubels, und unter Zitherklang dich preise, o Gott, mein Gott!

5Was betrübst du dich, meine Seele,

und stürmst so ruhlos in mir? Harre auf Gott! Denn ich werde ihm noch danken, ihm, meines Angesichts Hilfe und meinem Gott.


Psalm 44

1Dem Musikmeister; von den Korahiten ein Lehrgedicht.

2O Gott, mit eignen Ohren haben wir’s gehört,

unsre Väter haben’s uns erzählt, was du Großes in ihren Tagen vollführt hast, in den Tagen der Vorzeit.

3Du hast Heidenvölker mit deiner Hand vertrieben

und sie an deren Stelle eingepflanzt; Völker hast du vernichtet, sie aber ausgebreitet.

4Denn nicht mit ihrem Schwerte haben sie das Land gewonnen,

und nicht ihr Arm hat ihnen den Sieg verschafft, nein, deine Rechte und dein Arm und deines Angesichts Licht, denn du hattest Gefallen an ihnen.

5Nur du bist mein König, o Gott:

entbiete Hilfe für Jakob!

6Mit dir stoßen wir unsre Bedränger nieder,

mit deinem Namen zertreten wir unsre Gegner.

7Denn nicht auf meinen Bogen verlasse ich mich,

und nicht mein Schwert verschafft mir den Sieg;

8nein, du gewährst uns Hilfe gegen unsre Bedränger

und machst zuschanden, die uns hassen:

9Gottes rühmen wir uns allezeit

und preisen deinen Namen ewiglich. SELA.

10Und doch hast du uns verstoßen und Schmach uns angetan

und ziehst nicht mehr aus mit unsern Heeren;

11du hast vor dem Feinde uns weichen lassen,

und die uns hassen, haben sich Beute geholt;

12du hast uns hingegeben wie Schafe zur Schlachtung

und unter die Heiden uns zerstreut;

13du hast dein Volk verkauft um ein Spottgeld

und den Preis für sie gar niedrig angesetzt;

14du hast uns unsern Nachbarn zum Hohn gemacht,

zum Spott und Gelächter rings umher;

15hast gemacht, daß den Heiden zum Sprichwort wir dienen,

daß den Kopf die Völker über uns schütteln.

16Allzeit steht meine Schmach mir vor Augen,

und die (Röte der) Scham bedeckt mir das Antlitz,

17weil ich höre den lauten Hohn und die Lästerreden,

weil den Feind und seine Rachgier ich sehn muß.

18Dies alles hat uns getroffen,

und wir hatten dich doch nicht vergessen und dem Bunde mit dir die Treue nicht gebrochen.

19Unser Herz ist nicht von dir abgefallen

und unser Schritt nicht abgewichen von deinem Pfade,

20daß du zermalmt uns hast an der Stätte der Schakale

und mit Todesnacht uns umlagert hältst.

21Hätten wir unsres Gottes Namen vergessen

und unsre Hände erhoben zu einem fremden Gott:

22würde Gott das nicht entdecken?

Er kennt ja des Herzens geheimste Gedanken.

23Nein, um deinetwillen werden wir täglich gemordet

und werden dem Schlachtvieh gleich geachtet.

24Wach auf! Warum schläfst du, o Allherr?

Erwache! Verwirf nicht für immer!

25Warum verbirgst du dein Angesicht,

denkst nicht an unser Elend und unsre Bedrängnis?

26Ach, bis in den Staub ist unsre Seele gebeugt,

unser Leib liegt da, am Erdboden klebend!

27Steh auf, komm uns zu Hilfe

und erlöse uns um deiner Gnade willen!


Psalm 45

1Dem Musikmeister, nach (der Singweise = Melodie) »Lilien«; von den Korahiten ein Lehrgedicht, ein Liebeslied.

2Das Herz wallt mir auf von lieblichen Worten:

dem Könige weihe ich meine Lieder; meine Zunge gleicht dem Griffel eines geübten Schreibers.

3Du bist so schön wie sonst kein Mensch auf Erden:

Anmut ist ausgegossen auf deine Lippen; darum hat Gott dich gesegnet für immer.

4Gürte dein Schwert dir an die Seite, du Held,

dazu deine herrlich schimmernde Wehr!

5Glück auf! Fahre siegreich einher

für die Sache der Wahrheit, zum Schutz des Rechts, und furchtbare Taten lasse dein Arm dich schauen!

6Deine Pfeile sind scharf – Völker sinken unter dir hin –:

sie dringen den Feinden des Königs ins Herz.

7Dein Thron, ein Gottesthron, steht immer und ewig

ein gerechtes Zepter ist dein Herrscherstab.

8Du liebst Gerechtigkeit und hassest den Frevel;

darum hat dich Gott, dein Gott, gesalbt mit Freudenöl wie keinen deinesgleichen.

9Von Myrrhe und Aloe duften, von Kassia alle deine Kleider;

aus Elfenbeinpalästen erfreut dich Saitenspiel.

10Königstöchter befinden sich unter deinen Geliebten;

die Gattin steht dir zur Rechten im Goldschmuck von Ophir.

11Höre, Tochter, blick her und neige dein Ohr:

Vergiß dein Volk und deines Vaters Haus;

12und trägt der König nach deiner Schönheit Verlangen

  • er ist ja dein Herr –: so huldige ihm!

13Die Bürgerschaft von Tyrus wird mit Gaben dir nahen,

um deine Gunst mühen sich die Reichsten des Volkes.

14Eitel Pracht ist die Königstochter drinnen,

aus gewirktem Gold besteht ihr Gewand;

15in buntgestickten Kleidern wird sie zum König geführt;

Jungfraun, ihr Gefolge, ihre Gespielinnen, werden zu dir geleitet;

16unter Freudenrufen und Jubel werden sie hingeführt,

ziehen ein in den Palast des Königs.

17An deiner Väter Stelle werden deine Söhne treten;

du wirst sie zu Fürsten bestellen im ganzen Land.

18Ich will ein Gedächtnis stiften deinem Namen

bei allen kommenden Geschlechtern; darum werden die Völker dich preisen immer und ewig.


Psalm 46

1Dem Musikmeister, von den Korahiten, im Bass-Stimmsatz, ein Lied. 2Gott ist uns Zuflucht und Stärke,

als Hilfe in Nöten wohlbewährt befunden.

3Darum bangen wir nicht, wenngleich die Erde vergeht,

wenn Berge mitten im Meer versinken;

4mögen tosen, mögen schäumen seine Wogen,

mögen beben die Berge von seinem Ungestüm: der HERR der Heerscharen ist mit uns, ein’ feste Burg ist uns der Gott Jakobs! SELA.

5Ein Strom ist da: seine Bäche erfreuen die Gottesstadt,

das Heiligtum, die Wohnung des Höchsten.

6Gott ist in ihrer Mitte: sie wird nicht wanken,

Gott schützt sie, schon wenn der Morgen tagt.

7Völker tobten, Königreiche wankten:

er ließ seinen Donner dröhnen, da zerfloß die Erde.

8Der HERR der Heerscharen ist mit uns,

ein’ feste Burg ist uns der Gott Jakobs! SELA.

9Kommt her und schauet die Taten des HERRN,

der Wunderbares wirket auf Erden,

10der den Kriegen ein Ziel setzt bis ans Ende der Erde,

der Bogen zerbricht und Speere zerschlägt, Kriegswagen mit Feuer verbrennt!

11»Laßt ab und erkennt, daß ich (nur) Gott bin,

erhaben unter den Völkern, erhaben auf Erden!«

12Der HERR der Heerscharen ist mit uns,

ein’ feste Burg ist uns der Gott Jakobs! SELA.


Psalm 47

1Dem Musikmeister, von den Korahiten, ein Psalm. 2Ihr Völker alle, klatscht in die Hände,

jauchzet Gott mit Jubelrufen zu!

3Denn der HERR, der Höchste, ist furchtbar,

ein mächtiger König über die ganze Erde.

4Er hat Völker unter unsre Herrschaft gebeugt

und Völkerschaften unter unsre Füße;

5er hat uns unser Erbteil auserwählt,

den Stolz Jakobs, den er liebt. SELA.

6Aufgefahren ist Gott unter Jauchzen,

der HERR beim Schall der Posaunen.

7Lobsinget Gott, lobsinget,

lobsingt unserm König, lobsinget!

8Denn König der ganzen Erde ist Gott:

so singt ihm denn ein kunstvolles Lied!

9Gott ist König geworden über die Völker,

Gott hat sich gesetzt auf seinen heiligen Thron.

10Die Edlen der Völker haben sich versammelt

als das Volk des Gottes Abrahams; denn Gott sind untertan die Schilde der Erde: hoch erhaben steht er da.


Psalm 48

1Ein Lied, ein Psalm von den Korahiten. 2Groß ist der HERR und hoch zu preisen

in unsers Gottes Stadt, auf seinem heiligen Berge.

3Herrlich ragt empor, die Wonne der ganzen Erde,

der Zionsberg, der wahre Götterberg, die Stadt eines großen Königs.

4Gott hat in ihren Palästen

sich kundgetan als eine feste Burg.

5Denn siehe, die Könige hatten sich versammelt,

waren vereint herangezogen;

6doch als sie’s sahen, waren sie betroffen,

erschraken, flohen bestürzt davon;

7Zittern erfaßte sie dort,

Angst wie ein Weib in Wehen.

8Durch einen Oststurm zertrümmertest du

die stolzen Tharsisschiffe.

9Wie wir’s gehört, so haben wir’s nun gesehen

in der Stadt des HERRN der Heerscharen, unsres Gottes Stadt: Gott läßt sie auf ewig feststehn. SELA.

10Wir gedenken, o Gott, deiner Gnade

inmitten deines Tempels.

11Wie dein Name, o Gott, so reicht auch dein Ruhm

bis an die Enden der Erde; mit Gerechtigkeit ist deine Rechte gefüllt.

12Des freue sich der Zionsberg,

jubeln mögen die Töchter Judas um deiner Gerichte willen!

13Umkreist den Zion, umwandelt ihn rings

und zählt seine Türme;

14betrachtet genau seine Bollwerke,

mustert seine Paläste, damit ihr dem künftgen Geschlecht erzählet,

15daß dies ist Gott, unser Gott:

immer und ewig wird er uns führen [bis zum Tode].


Psalm 49

1Dem Musikmeister, von den Korahiten, ein Psalm. 2Höret dies, ihr Völker alle,

merkt auf, ihr Bewohner der ganzen Welt,

3sowohl ihr Söhne des Volks als ihr Herrensöhne,

beide, so reich wie arm!

4Mein Mund soll volle Weisheit reden,

und meines Herzens Sinnen soll höchste Einsicht sein:

5ich will mein Ohr einer Gleichnisrede leihen,

will mein Rätsel eröffnen bei Saitenklang.

6Warum sollt’ ich mich fürchten in bösen Tagen,

wenn die Bosheit meiner Verfolger mich umgibt,

7die auf ihr Vermögen vertrauen

und mit ihrem großen Reichtum prahlen?

8Den Bruder loszukaufen vermag ja doch kein Mensch,

noch an Gott das Lösegeld für ihn zu zahlen

9– denn unerschwinglich hoch ist der Kaufpreis für ihr Leben:

er muß davon Abstand nehmen für immer –,

10damit er dauernd weiterlebe

und die Grube nicht zu sehen bekomme.

11Nein, er bekommt es zu sehen, daß sterben die Weisen,

und Toren und Dumme gleicherweise umkommen und müssen andern ihr Gut hinterlassen:

12Gräber sind ihre Behausung für immer,

ihre Wohnungen von Geschlecht zu Geschlecht, ob sie auch Länder mit ihren Namen benannten.

13Ja, der Mensch – in Herrlichkeit lebt er nicht fort:

er gleicht den Tieren, die abgetan werden.

14Dies ist das Schicksal derer, die voll Zuversicht sind,

und der Ausgang derer, die ihren Reden Beifall schenken. SELA.

15Wie Schafe werden sie ins Totenreich versetzt;

der Tod weidet sie, und über sie herrschen die Frommen am Morgen; dem Totenreich zur Vernichtung fällt ihre Gestalt anheim, so daß ihr keine Wohnung bleibt.

16Aber Gott wird meine Seele erlösen

aus des Totenreichs Gewalt, denn er wird mich annehmen. SELA.

17Drum rege dich nicht auf, wenn jemand reich wird,

wenn seines Hauses Herrlichkeit sich mehrt;

18denn im Tode nimmt er das alles nicht mit:

seine Herrlichkeit fährt nicht mit ihm hinab.

19Mag er sich auch im Leben glücklich preisen

und mag man ihn rühmen, daß es ihm wohlergehe:

20er wird doch eingehn zum Geschlecht seiner Väter,

die das Tageslicht nimmermehr sehen.

21Der Mensch, in Herrlichkeit lebend, doch ohne Einsicht,

gleicht den Tieren, die abgetan werden.


Psalm 50

1Ein Psalm von Asaph. Der Gott der Götter, der HERR, redet und ruft der Erde zu

vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang;

2aus Zion, der Krone der Schönheit,

strahlt Gott in lichtem Glanz hervor:

3unser Gott kommt und kann nicht schweigen,

verzehrendes Feuer geht vor ihm her, und rings um ihn her stürmt es gewaltig.

4Er ruft dem Himmel droben zu

und der Erde, um sein Volk zu richten:

5»Versammelt mir meine Gesetzestreuen,

die den Bund mit mir geschlossen beim Opfer!«

6Da taten die Himmel seine Gerechtigkeit kund;

denn Gott selbst ist’s, der da Gericht hält. SELA.

7»Höre, mein Volk, und laß mich reden,

Israel, daß ich dich ernstlich warne: Gott, dein Gott bin ich!

8Nicht deiner Opfer wegen rüge ich dich,

sind doch deine Brandopfer stets mir vor Augen.

9Doch ich mag nicht Stiere nehmen aus deinem Hause,

nicht Böcke aus deinen Hürden;

10denn mein ist alles Wild des Waldes,

das Getier auf meinen Bergen zu Tausenden.

11Ich kenne jeden Vogel auf den Bergen,

und was auf dem Felde sich regt, steht mir zur Verfügung.

12Hätte ich Hunger: ich brauchte es dir nicht zu sagen,

denn mein ist der Erdkreis und all seine Fülle.

13Esse ich etwa das Fleisch von Stieren,

und soll ich das Blut von Böcken trinken?

14Bringe Dank dem HERRN als Opfer dar

und bezahle so dem Höchsten deine Gelübde,

15und rufe mich an am Tage der Not,

so will ich dich retten, und du sollst mich preisen!«

16Zum Gottlosen aber spricht der Allherr:

»Was hast du meine Satzungen aufzuzählen und meinen Bund im Munde zu führen,

17da du selbst doch die Zucht mißachtest

und meinen Worten den Rücken kehrst?

18Siehst du einen Dieb, so befreundest du dich mit ihm,

und mit Ehebrechern hast du Gemeinschaft;

19deinem Munde läßt du freien Lauf zur Bosheit,

und deine Zunge zettelt Betrug an;

20du sitzest da und redest (Böses) gegen deinen Bruder

und bringst den Sohn deiner Mutter in Verruf!

21Das (alles) hast du getan, und ich habe geschwiegen;

da hast du gedacht, ich sei so wie du. Das mache ich dir zum Vorwurf und gebe dir’s zu bedenken.

22O beherzigt das wohl, ihr Gottvergeßnen:

sonst raffe ich euch hinweg ohne Rettung!

23Wer Dank als Opfer darbringt, erweist mir Ehre,

und wer unsträflich wandelt, den lasse ich schauen Gottes Heil.«


Psalm 51

1Dem Musikmeister; ein Psalm von David, 2als der Prophet Nathan zu ihm kam, nachdem er sich mit Bathseba vergangen hatte. 3Sei mir gnädig, o Gott, nach deiner Güte!

Nach deinem großen Erbarmen tilge meine Vergehen!

4Wasche völlig mir ab meine Schuld

und mache mich rein von meiner Missetat!

5Ach, ich erkenne meine Vergehen wohl,

und meine Missetat steht mir immerdar vor Augen!

6Gegen dich allein hab’ ich gesündigt

und habe getan, was böse ist in deinen Augen, auf daß du recht behältst mit deinen Urteilssprüchen und rein dastehst mit deinem Richten.

7Ach, in Schuld bin ich geboren,

und in Sünde hat meine Mutter mich empfangen.

8Du hast Gefallen an Wahrheit im innersten Herzen,

und im Verborg’nen läßt du mich Weisheit erkennen.

9Entsündige mich mit Ysop, daß ich rein werde,

wasche mich, daß ich weißer werde als Schnee.

10Laß mich (wieder) Freude und Wonne empfinden,

daß die Glieder frohlocken, die du zerschlagen.

11Verhülle dein Antlitz vor meinen Sünden

und tilge alle meine Missetaten!

12Schaffe mir, Gott, ein reines Herz

und stell’ einen neuen, festen Geist in meinem Innern her!

13Verwirf mich nicht von deinem Angesicht

und nimm deinen heiligen Geist nicht weg von mir!

14Gib, daß ich deiner Hilfe mich wieder freue,

und rüste mich aus mit einem willigen Geist!

15Dann will ich die Übertreter deine Wege lehren,

und die Missetäter sollen zu dir sich bekehren.

16Errette mich von Blutschuld, o Gott, du Gott meines Heils,

damit meine Zunge deine Gerechtigkeit jubelnd preise!

17O Allherr, tu mir die Lippen auf,

damit mein Mund deinen Ruhm verkünde!

18Denn an Schlachtopfern hast du kein Gefallen,

und brächte ich Brandopfer dar: du möchtest sie nicht.

19Opfer, die Gott gefallen, sind ein zerbrochner Geist;

ein zerbrochnes und zerschlagnes Herz wirst du, o Gott, nicht verschmähen. –

20Tu doch Gutes an Zion nach deiner Gnade:

baue Jerusalems Mauern wieder auf!

21Dann wirst du auch Wohlgefallen haben an richtigen Opfern,

an Brand- und Ganzopfern; dann wird man Farren opfern auf deinem Altar.


Psalm 52

1Dem Musikmeister; ein Lehrgedicht Davids, 2als der Edomiter Doeg kam und dem Saul die Meldung brachte, David sei in das Haus Ahimelechs gekommen. 3Was rühmst du dich der Bosheit, du Gewaltmensch?

Gottes Gnade währet alle Zeit.

4Auf Unheil sinnt deine Zunge

wie ein scharfes Schermesser, du Ränkeschmied!

5Du liebst das Böse mehr als das Gute,

sprichst lieber Lügen als Gerechtigkeit. SELA.

6Du liebst nur unheilvolle Reden,

du trügerische Zunge!

7So wird denn Gott dich auch vernichten für immer,

dich wegraffen und herausreißen aus dem Zelt, dich entwurzeln aus der Lebenden Land! SELA.

8Die Gerechten werden es sehn und sich fürchten,

über ihn aber spotten:

9»Seht, das ist der Mann, der nicht Gott

zu seiner Schutzwehr machte, vielmehr sich verließ auf seinen großen Reichtum und stark sich dünkte durch seine Bosheit!«

10Ich aber bin wie ein grünender Ölbaum im Hause Gottes,

ich vertraue auf Gottes Gnade immer und ewig.

11Preisen will ich dich immer, denn du hast’s vollführt,

will rühmen deinen Namen, daß er so herrlich ist, vor deinen Frommen.


Psalm 53

1Dem Musikmeister, nach (der Singweise = Melodie) »die Krankheit«; ein Lehrgedicht von David. 2Die Toren sprechen in ihrem Herzen:

»Es gibt keinen Gott«; verderbt ist ihr Tun, abscheulich ihr Freveln: da ist keiner, der Gutes täte.

3Gott schaut hernieder vom Himmel aus

nach den Menschenkindern, um zu sehn, ob da sei ein Verständiger, einer, der nach Gott fragt.

4Doch alle sind sie abgefallen, insgesamt entartet;

da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer.

5Haben denn keinen Verstand die Übeltäter,

die mein Volk verzehren? Die Gottes Brot wohl essen, doch ohne ihn anzurufen?

6Damals gerieten sie in Angst und Schrecken,

ohne daß Grund zum Erschrecken war; denn Gott zerstreute die Gebeine deiner Belagerer; du machtest sie zuschanden, denn Gott hatte sie verworfen.

7Ach, daß doch aus Zion die Rettung Israels käme!

Wenn Gott einst wendet das Schicksal seines Volkes, wird Jakob jubeln, Israel sich freuen!


Psalm 54

1Dem Musikmeister, mit Saitenspiel; ein Lehrgedicht Davids, 2als die Siphiter kamen und zu Saul sagten: »Weißt du nicht, daß David sich bei uns verborgen hält?«. 3Hilf mir, o Gott, durch deinen Namen

und schaffe mir Recht durch deine Kraft!

4Höre, o Gott, mein Gebet,

vernimm die Worte meines Mundes!

5Denn Freche haben sich gegen mich erhoben,

und Gewalttätige trachten mir nach dem Leben: sie haben Gott sich nicht vor Augen gestellt. SELA.

6Ich weiß: Gott ist mir ein Helfer,

der Allherr ist meiner Seele Stütze.

7Das Böse wird auf meine Feinde zurückfallen:

nach deiner Treue vernichte sie!

8Dann will ich mit Freuden dir Opfer bringen,

will preisen deinen Namen, o HERR, daß er gütig ist;

9denn er hat mich aus aller Bedrängnis errettet,

und an meinen Feinden hat mein Auge sich geweidet.


Psalm 55

1Dem Musikmeister, mit Saitenspiel, ein Lehrgedicht von David. 2Vernimm, o Gott, mein Gebet

und verbirg dich nicht vor meinem Flehen!

3Merke auf mich und erhöre mich!

Ich schwanke in meinem Kummer hin und her und stöhne

4ob dem Lärmen der Feinde,

ob dem Toben der Frevler; denn sie wälzen Unheil auf mich und befehden mich wütend.

5Das Herz ängstigt sich mir in der Brust,

und die Schrecken des Todes haben mich befallen;

6Furcht und Zittern kommt mich an,

und ein Schauder überläuft mich.

7So ruf ich denn aus: »O hätt’ ich doch Flügel wie die Taube!

Ich wollte fliegen, bis ich irgendwo Ruhe fände.«

8Ja weithin wollt ich entfliehen,

in der Wüste einen Rastort suchen; SELA.

9nach einem Zufluchtsorte für mich wollt’ ich eilen

schneller als reißender Wind, als Sturm!

10Vernichte, Allherr, entzweie ihre Zungen!

Denn ich sehe Gewalttat und Hader in der Stadt.

11Man macht bei Tag und bei Nacht die Runde um sie auf ihren Mauern,

Unheil und Elend herrschen in ihrer Mitte.

12Heilloses Treiben besteht in ihrem Innern,

und von ihrem Marktplatz weicht nicht Bedrückung und Trug.

13Denn nicht ein Feind ist’s, der mich schmäht –

das wollt’ ich ertragen; nicht einer, der mich haßt, tut groß gegen mich – ich würde vor ihm mich verbergen;

14nein, du bist’s, ein Mann meinesgleichen,

mein Freund und trauter Bekannter,

15die wir innigen Verkehr miteinander pflegten,

zum Hause Gottes schritten im Festgetümmel.

16Möge der Tod sie ereilen,

mögen sie lebend zur Unterwelt fahren! Denn Bosheit herrscht in ihrer Wohnstatt, in ihrem Herzen.

17Ich aber rufe zu Gott,

und der HERR wird mir helfen.

18Abends und morgens und mittags

will ich klagen und seufzen, so wird er mein Flehen vernehmen.

19Er wird meine Seele erlösen zum Frieden,

so daß sie nicht an mich können; denn ihrer sind viele gegen mich.

20Gott wird mich hören, wird sie demütigen (ihnen Antwort geben),

er, der von alters her auf dem Throne sitzt; SELA. sie wollen sich ja nicht ändern und Gott nicht fürchten.

21Er hat die Hand an seine Freunde gelegt,

hat seinen Bund entweiht.

22Glatt sind die Schmeichlerworte seines Mundes,

aber Krieg ist sein Sinnen; linder sind seine Reden als Öl, und sind doch gezückte Schwerter.

23Wirf auf den HERRN deine Bürde:

er wird dich aufrecht erhalten; er läßt den Gerechten nicht ewig wanken.

24Ja du, Gott, wirst sie stürzen

in die Tiefe des Grabes; die Männer des Blutvergießens und des Truges werden ihre Tage nicht auf die Hälfte bringen. Ich aber vertraue auf dich!


Psalm 56

1Dem Musikmeister, nach (der Singweise = Melodie) »Die stumme Taube der Ferne«; ein Lied von David, als die Philister ihn in Gath festgenommen hatten. 2Sei mir gnädig, o Gott, denn Menschen stellen mir nach!

Immerfort bedrängen mich Krieger.

3Meine Feinde stellen mir immerfort nach,

ja viele sind’s, die in Hochmut mich befehden.

4In Zeiten, da mir angst ist, vertrau ich auf dich! 5

Mit Gottes Hilfe werde sein Wort ich rühmen. Auf Gott vertrau’ ich, fürchte mich nicht; was können Menschen mir antun?

6Allzeit suchen sie meiner Sache zu schaden;

gegen mich ist all ihr Sinnen gerichtet auf Böses.

7Sie rotten sich zusammen, lauern auf meine Schritte,

dieweil sie nach dem Leben mir trachten.

8Ob der Bosheit zahle ihnen heim,

im Zorn laß die Völker niedersinken, o Gott!

9Meines Elends Tage hast du gezählt,

meine Tränen in deinem Krüglein gesammelt; ja gewiß, sie stehen in deinem Buche verzeichnet.

10So werden denn meine Feinde weichen, sobald (zu Gott) ich rufe;

dessen bin ich gewiß, daß Gott mir beisteht.

11Mit Gottes Hilfe werde sein Wort ich rühmen,

mit Hilfe des HERRN werde sein Wort ich rühmen.

12Auf Gott vertrau’ ich, fürchte mich nicht:

was können Menschen mir antun?

13Mir obliegt es, dir, Gott, zu erfüllen meine Gelübde:

Dankopfer ich will dir entrichten;

14denn du hast meine Seele vom Tode errettet,

ja, meine Füße vom Straucheln, daß ich wandeln soll vor Gottes Angesicht im Lichte der Lebenden.


Psalm 57

1Dem Musikmeister, nach (der Singweise = Melodie) »Vertilge nicht«; ein Lied Davids, als er vor Saul in die Höhle floh. 2Erbarme dich meiner, o Gott, erbarme dich meiner!

Denn bei dir sucht meine Seele Zuflucht, und im Schatten deiner Flügel will ich mich bergen, bis das Verderben vorübergezogen.

3Ich rufe zu Gott, dem Höchsten,

zum Allherrn, der meine Sache hinausführt.

4Er sendet vom Himmel und hilft mir,

da der gierige Verfolger mich geschmäht hat! SELA. Es sendet Gott seine Gnade und Treue!

5Mit meinem Leben liege ich mitten unter Löwen,

inmitten haßerfüllter Feinde, unter Menschen, deren Zähne Speere und Pfeile und deren Zunge ein scharfes Schwert ist.

6Erhebe dich über den Himmel hinaus, o Gott,

über die ganze Erde (verbreite sich) deine Herrlichkeit!

7Sie haben meinen Füßen ein Netz gestellt:

meine Seele ist gebeugt; eine Grube haben sie vor mir gegraben: sie selbst sind mitten hineingestürzt. SELA.

8Mein Herz ist getrost, o Gott, mein Herz ist getrost;

singen will ich und spielen!

9Wach auf, meine Seele, wacht auf, Harfe und Zither:

ich will das Morgenrot wecken!

10Ich will dich preisen unter den Völkern, Allherr,

ich will dir lobsingen unter den Völkerschaften!

11Denn groß bis zum Himmel ist deine Gnade,

und bis an die Wolken geht deine Treue.

12Erhebe dich über den Himmel hinaus, o Gott,

über die ganze Erde (verbreite sich) deine Herrlichkeit!


Psalm 58

1Dem Musikmeister, nach (der Singweise = Melodie) »Vertilge nicht«; von David ein Lied. 2Sprecht in Wahrheit ihr Recht, ihr Götter (= ihr Gewaltigen, ihr Machthaber auf Erden; vgl. 82,1)?

Richtet ihr die Menschen gerecht?

3Ach nein, im Herzen schmiedet ihr Frevel,

im Lande wägen eure Hände Gewalttat dar.

4Abtrünnig sind die Gottlosen schon von Geburt an,

schon vom Mutterleib an gehn die Lügenredner irre.

5Gift haben sie in sich wie Schlangengift,

sie gleichen der tauben Otter, die ihr Ohr verstopft,

6die nicht hört auf die Stimme der Beschwörer,

(auf die Stimme) des kundigen Bannspruchredners.

7Zerschmettre ihnen, Gott, die Zähne im Munde,

den jungen Löwen brich aus das Gebiß, o HERR!

8Laß sie vergehen wie Wasser, das sich verläuft!

Schießt er seine Pfeile ab: sie seien wie ohne Spitze!

9Wie die Schnecke beim Kriechen zerfließt, so muß er zergehn,

wie die Fehlgeburt eines Weibes, die das Licht nicht geschaut!

10Bevor noch eure Töpfe den (brennenden) Stechdorn spüren,

wird ihn, noch unverbrannt, die Zornglut hinwegstürmen.

11Der Gerechte wird sich freun, daß er Rache erlebt,

seine Füße wird er baden im Blute des Frevlers,

12und die Menschen werden bekennen:

»Fürwahr, der Gerechte erntet noch Lohn! Fürwahr, noch gibt’s einen Gott, der auf Erden richtet!«


Psalm 59

1Dem Musikmeister, nach (der Singweise = Melodie) »Vertilge nicht«; ein Lied von David, als Saul das Haus bewachen ließ, um ihn zu töten. 2Rette mich von meinen Feinden, mein Gott!

Sei mir ein Schutz vor meinen Widersachern!

3Rette mich von den Übeltätern

und hilf mir gegen die Blutmenschen!

4Denn siehe, sie trachten mir nach dem Leben;

Starke rotten sich gegen mich zusammen ohne mein Verschulden, o HERR, und ohne daß ich gefehlt.

5Gegen einen Schuldlosen stürmen sie an und stellen sich auf:

erwache, komm mir zu Hilfe und sieh darein!

6Ja, du, o HERR, Gott der Heerscharen, Israels Gott,

wache auf, um alle Heiden zu strafen! Verschone keinen der treulosen Frevler! SELA.

7Jeden Abend kommen sie wieder, heulen wie Hunde

und streifen umher in der Stadt.

8Siehe, sie geifern mit ihrem Munde,

Schwerter stecken in ihren Lippen, denn (sie denken): »Wer hört es?«

9Doch du, o HERR, du lachest ihrer,

spottest aller Heiden.

10Meine Stärke, deiner will ich harren,

denn Gott ist meine feste Burg.

11Mein Gott kommt mir entgegen mit seiner Gnade;

Gott läßt meine Lust mich sehn an meinen Feinden.

12Töte sie nicht, daß mein Volk sie nicht vergesse!

Treibe sie in die Irre durch deine Macht und stürze sie nieder, du, unser Schild, o Allherr!

13Sündhaft ist ihr Mund, das Wort ihrer Lippen;

drum laß sie sich fangen in ihrem Hochmut wegen der Flüche und Lügen, die sie reden!

14Vertilge sie im Zorn, vertilge sie, daß sie nicht mehr sind!

Laß sie inne werden, daß Gott in Jakob herrscht, bis an die Enden der Erde! SELA.

15Jeden Abend kommen sie wieder, heulen wie Hunde

und streifen umher in der Stadt;

16sie schweifen umher nach Fraß

und knurren, sind sie nicht satt geworden.

17Ich aber will deine Stärke besingen

und am Morgen ob deiner Gnade jubeln; denn du bist eine feste Burg für mich gewesen, eine Zuflucht zur Zeit meiner Drangsal.

18Meine Stärke, dir will ich lobsingen!

Denn Gott ist meine feste Burg, der Gott, der mir Gnade erweist.


Psalm 60

1Dem Musikmeister, nach (der Singweise = Melodie) »Lilie des Zeugnisses«; ein Lied Davids zum Lehren, 2als er mit den Syrern von Mesopotamien und mit den Syrern von Zoba Krieg führte und Joab zurückkehrte und die Edomiter im Salztal schlug, zwölftausend Mann. 3Gott, du hast uns verworfen, uns zersprengt,

du hast (uns) gezürnt: stelle uns wieder her!

4Du hast das Land erschüttert, hast es zerrissen:

o heile seine Risse, denn es wankt!

5Dein Volk hast du Hartes erleben lassen,

hast Taumelwein uns zu trinken gegeben;

6doch deinen Getreuen hast eine Flagge du wehen lassen,

damit sie sich flüchten konnten vor dem Bogen (des Feindes). SELA.

7Daß deine Geliebten gerettet werden,

hilf uns mit deiner Rechten, erhöre uns!

8Gott hat in seiner Heiligkeit gesprochen:

»(Als Sieger) will ich frohlocken, will Sichem verteilen und das Tal von Sukkoth (als Beutestück) vermessen.

9Mein ist Gilead, mein auch Manasse,

und Ephraim ist meines Hauptes Schutzwehr, Juda mein Herrscherstab.

10Moab (dagegen) ist mein Waschbecken,

auf Edom werfe ich meinen Schuh; jauchze mir zu, Philisterland!«

11Wer führt mich hin zur festen Stadt,

wer geleitet mich bis Edom?

12Hast nicht du uns, o Gott, verworfen

und ziehst nicht aus, o Gott, mit unsern Heeren?

13O schaff uns Hilfe gegen den Feind!

denn nichtig ist Menschenhilfe.

14Mit Gott werden wir Taten vollführen,

und er wird unsre Bedränger zertreten.


Psalm 61

1Dem Musikmeister über das Saitenspiel; von David. 2Höre, o Gott, mein lautes Rufen,

achte auf mein Gebet!

3Vom Ende der Erde ruf’ ich zu dir,

da mein Herz verschmachtet. Auf einen Felsen, der mir zu hoch ist, wollest du mich führen!

4Denn du bist mir stets eine Zuflucht gewesen,

ein starker Turm vor dem Feinde.

5Könnt’ ich doch allzeit weilen in deinem Zelt,

im Schutze deiner Flügel mich bergen! SELA.

6Denn du, Gott, hörst auf meine Gelübde,

hast Besitz (mir) gewährt, wie die ihn erhalten, die deinen Namen fürchten.

7Füge neue Tage den Tagen des Königs hinzu,

laß seine Jahre dauern für und für!

8Ewig möge er thronen vor Gottes Angesicht!

Entbiete Gnade und Treue, daß sie ihn behüten!

9Dafür will ich ewig deinem Namen lobsingen,

auf daß ich meine Gelübde bezahle Tag für Tag.


Psalm 62

1Dem Musikmeister über die Jeduthuniden; ein Psalm Davids. 2Nur (im Aufblick) zu Gott ist meine Seele still:

von ihm kommt meine Hilfe;

3nur er ist mein Fels und meine Hilfe,

meine Burg: ich werde nicht allzusehr wanken.

4Wie lange noch lauft ihr Sturm gegen einen Mann,

wollt ihn niederschlagen allesamt wie eine sinkende Wand, eine dem Einsturz nahe Mauer?

5Ja, von seiner Höhe planen sie ihn zu stoßen; Lügen sind ihre Lust;

mit dem Munde segnen sie, doch im Herzen fluchen sie. SELA.

6Nur (im Aufblick) zu Gott sei still, meine Seele!

Denn von ihm kommt meine Hoffnung;

7nur er ist mein Fels und meine Hilfe,

meine Burg: ich werde nicht wanken.

8Auf Gott beruht mein Heil und meine Ehre;

mein starker Fels, meine Zuflucht liegt in Gott.

9Vertraut auf ihn zu aller Zeit, ihr Volksgenossen,

schüttet vor ihm euer Herz aus: Gott ist unsere Zuflucht. SELA.

10Nur ein Hauch sind Menschensöhne, ein Trug sind Herrensöhne;

auf der Waage schnellen sie empor, sind allesamt leichter als ein Hauch.

11Verlaßt euch nicht auf Erpressung

und setzt nicht eitle Hoffnung auf Raub; wenn der Reichtum sich mehrt, so hängt das Herz nicht daran!

12Eins ist’s, was Gott gesprochen, und zweierlei ist’s, was ich vernommen,

daß die Macht bei Gott steht.

13Und bei dir, o Allherr, steht auch die Gnade:

ja, du vergiltst einem jeden nach seinem Tun.


Psalm 63

1Ein Psalm Davids, als er in der Wüste Juda war. 2O Gott, du bist mein Gott: dich suche ich,

es dürstet nach dir meine Seele; es lechzt nach dir mein Leib wie dürres, schmachtendes, wasserloses Land.

3So hab’ ich nach dir im Heiligtum ausgeschaut,

um deine Macht und Herrlichkeit zu erblicken;

4denn deine Gnade ist besser als das Leben:

meine Lippen sollen dich rühmen.

5So will ich dich preisen mein Leben lang,

in deinem Namen meine Hände erheben.

6Wie an Mark und Fett ersättigt sich meine Seele,

und mit jubelnden Lippen lobpreist mein Mund,

7so oft ich deiner gedenke auf meinem Lager,

in den Stunden der NachtA über dich sinne;

8denn du bist mir ein Helfer gewesen,

und im Schatten deiner Flügel darf ich jubeln.

9Meine Seele klammert sich an dich,

aufrecht hält mich deine rechte Hand.

10Doch sie, die nach dem Leben mir trachten, mich zu verderben,

sie werden in der Erde unterste Tiefen fahren.

11Man wird sie der Schärfe des Schwerts überliefern;

die Beute der Schakale werden sie sein.

12Der König dagegen wird Gottes sich freuen:

Ruhm wird ernten ein jeder, der bei ihm schwört; den Lügnern dagegen wird der Mund gestopft werden.


Psalm 64

1Dem Musikmeister, ein Psalm Davids. 2Höre, o Gott, meine Stimme, wenn ich klage,

vor dem Feinde, der mich schreckt, behüte mein Leben!

3Schirme mich vor den Plänen der bösen Buben,

vor der lärmenden Rotte der Übeltäter,

4die ihre Zunge schärfen wie ein Schwert,

giftige Worte als ihre Pfeile auf den Bogen legen,

5um im Versteck auf den Frommen zu schießen:

unversehens schießen sie auf ihn ohne Scheu.

6Sie ermutigen sich zu bösem Anschlag,

verabreden, heimlich Schlingen zu legen; sie denken: »Wer wird sie sehen?«

7Sie sinnen auf Freveltaten:

»Wir sind fertig, der Plan ist fein erdacht!« Und das Innere jedes Menschen und das Herz sind unergründlich.

8Da trifft sie Gott mit dem Pfeil,

urplötzlich fühlen sie sich verwundet:

9ihre eigene Zunge hat sie zu Fall gebracht;

alle, die sie sehen, schütteln das Haupt.

10Da fürchten sich alle Menschen

und bekennen: »Das hat Gott getan!« und erwägen sein Walten.

11Der Gerechte freut sich des HERRN

und nimmt seine Zuflucht zu ihm, und alle redlichen Herzen preisen sich glücklich.


Psalm 65

1Dem Musikmeister; ein Psalm Davids, ein Lied. 2Dir gebührt Lobpreis, o Gott, in Zion,

und dir muß man Gelübde bezahlen,

3der du Gebete erhörst: zu dir kommt alles Fleisch 4

um der Verschuldungen willen. Wenn uns unsere Sünden zu drückend werden, du, HERR, vergibst sie.

5Wohl dem, den du erwählst und zu dir nahen läßt,

daß er in deinen Vorhöfen weilen darf! Wir wollen reichlich uns laben am Segen deines Hauses, deines heiligen Tempels!

6Durch Wundertaten erhörst du uns in Gerechtigkeit,

du Gott unsers Heils, du Zuversicht aller Enden der Erde und der fernsten Meere,

7der da feststellt die Berge durch seine Kraft,

umgürtet mit Stärke,

8der da stillt das Brausen der Meere,

das Brausen ihrer Wogen und das Toben der Völker,

9so daß die Bewohner der Enden (des Erdrunds) sich fürchten

vor deinen Zeichen; die fernsten Länder des Ostens und Westens bringst du zu lautem Jauchzen. –

10Du hast das Land gesegnet, es strömt schier über;

du hast es gar reich gemacht – der Gottesbach hat Wasser in Fülle gehabt –; du hast ihre Feldfrucht wohl geraten lassen, denn also hast du das Land instand gesetzt;

11du hast seine Furchen getränkt, seine Schollen geebnet,

durch Regen es weich gemacht, sein Gewächs gesegnet.

12Du hast das Jahr gekrönt mit deiner Güte,

und deine Spuren triefen von Fett.

13Es triefen die Anger der Steppe,

und mit Jubel umgürten sich die Hügel;

14die Auen bekleiden sich mit Herden,

und die Täler hüllen sich in Korn: man jauchzt einander zu und singt.


Psalm 66

1Dem Musikmeister; ein Lied, ein Psalm. Jauchzet Gott, ihr Lande alle! 2Lobsinget der Ehre seines Namens,

macht seinen Lobpreis herrlich!

3Sprechet zu Gott: »Wie wunderbar ist dein Walten!

Ob der Fülle deiner Macht huldigen dir sogar deine Feinde.

4Alle Lande müssen vor dir sich niederwerfen und dir lobsingen,

lobsingen deinem Namen!« SELA.

5Kommt und schauet die Großtaten Gottes,

der wunderbar ist im Walten über den Menschenkindern!

6Er wandelte das Meer in trocknes Land,

so daß man den Strom zu Fuß durchzog; drum wollen wir uns freun!

7Ewig herrscht er in seiner Macht;

seine Augen haben acht auf die Völker: die Widerspenstigen dürfen sich nicht stolz erheben. SELA.

8Preiset, ihr Völker, unsern Gott,

laßt laut seinen Ruhm erschallen,

9ihn, der unsre Seele am Leben erhalten

und unsern Fuß nicht hat wanken lassen.

10Wohl hast du uns geprüft, o Gott,

uns geläutert, wie man Silber läutert;

11du hast uns ins Netz geraten lassen,

hast drückende Last auf unsern Rücken gelegt;

12Menschen hast du hinfahren lassen über unser Haupt,

durch Feuer und Wasser haben wir ziehen müssen: doch endlich hast du uns ins Freie hinausgeführt.

13Ich komme mit Brandopfern in dein Haus,

entrichte dir meine Gelübde,

14zu denen meine Lippen sich verpflichtet haben,

und die mein Mund verheißen in meiner Not.

15Brandopfer von Mastvieh will ich dir bringen

samt dem Opferduft von Widdern; Rinder samt Böcken will ich zubereiten. SELA.

16Kommt her und höret, ihr Gottesfürchtigen alle:

ich will erzählen, was er an meiner Seele getan!

17Zu ihm hab’ ich laut mit meinem Munde gerufen,

während Lobpreis schon auf meiner Zunge lag.

18Wäre mein Sinn auf Böses gerichtet gewesen,

so hätte der Allherr mich nicht erhört.

19Aber Gott hat mich erhört,

hat geachtet auf mein lautes Flehen.

20Gepriesen sei Gott, der mein Flehen nicht verworfen

und seine Gnade mir nicht versagt hat!


Psalm 67

1Dem Musikmeister, mit Saitenspiel; ein Psalm, ein Lied. 2Gott sei uns gnädig und segne uns!

Er lasse sein Angesicht bei uns leuchten, SELA,

3daß man auf Erden dein Walten erkenne,

unter allen Heidenvölkern dein Heil!

4Preisen müssen dich, Gott, die Völker,

preisen die Völker allesamt;

5sich freuen müssen die Völkerschaften und jubeln,

weil du die Völker gerecht richtest und leitest die Völkerschaften auf Erden. SELA.

6Preisen müssen dich, Gott, die Völker,

preisen die Völker allesamt!

7Das Land hat seinen Ertrag gespendet:

gesegnet hat uns Gott, unser Gott.

8Es segne uns Gott,

und fürchten müssen ihn alle Enden der Erde!


Psalm 68

1Dem Musikmeister, von David ein Psalm, ein Lied. 2Gott steht auf: da zerstieben seine Feinde,

und die ihn hassen, fliehen vor seinem Angesicht.

3Wie Rauch verweht, so verwehst du sie;

wie Wachs zerschmilzt vor dem Feuer, so kommen die Gottlosen um vor Gottes Angesicht;

4die Gerechten aber freuen sich, jubeln vor Gottes Angesicht

und frohlocken voller Freude.

5Singet Gott, lobsingt seinem Namen,

machet Bahn ihm, der durch Wüsten einherfährt

  • ›HERR‹ ist sein Name –, und jauchzet vor seinem Angesicht!

6Ein Vater der Waisen, ein Richter der Witwen

ist Gott in seiner heiligen Wohnstatt.

7Gott verhilft den Vereinsamten zum Hausstand,

führt Gefangne heraus zum Wohlergehn; doch Widerstrebende müssen wohnen in dürrem Land.

8Als du auszogst, Gott, an der Spitze deines Volkes,

einherschrittest durch die Wüste: (SELA)

9da bebte die Erde, da troffen die Himmel vor Gottes Angesicht,

der Sinai dort vor dem Angesicht Gottes, des Gottes Israels.

10Regen in Fülle ließest du strömen, o Gott;

dein Eigentumsvolk, sooft ermattet es war: du machtest es wieder stark.

11Deine Herde fand Wohnung darin,

durch deine Güte stelltest du, Gott, die Schwachen wieder her.

12Der Allherr ließ Siegesruf erschallen

  • der Siegesbotinnen war eine große Schar –:

13»Die Könige der Heere fliehen, sie fliehn,

und die Hausfrau teilt die Beute aus.«

14»Wollt ihr zwischen den Hürden liegen bleiben?« –

»Die Flügel der Tauben, mit Silber überzogen, und ihr Gefieder gelblich schimmernd von Gold.« –

15»Als Könige dort der Allmächtge zerstreute,

da fand ein Schneegestöber statt auf dem Zalmon.«

16Du Gottesberg, Basansberg,

du gipfelreicher Berg, Basansberg:

17warum blickt ihr neidisch, ihr gipfelreichen Berge,

auf den Berg, den Gott zum Wohnsitz erkoren? Ja, ewig wird der HERR dort wohnen.

18Der Kriegswagen Gottes sind vieltausendmal tausend;

der Allherr ist unter ihnen, ein Sinai an Heiligkeit.

19Du bist zur Höhe aufgefahren, hast Gefangene weggeführt,

hast Gaben unter den Menschen angenommen; ja auch die Widerstrebenden müssen wohnen bei Gott dem HERRN.

20Gepriesen sei der Allherr! Tag für Tag!

Uns trägt der Gott, der unsre Hilfe ist. SELA.

21Dieser Gott ist uns ein rettender Gott,

und Gott der HERR weiß Rat auch gegen den Tod.

22Ja, Gott zerschmettert das Haupt seiner Feinde,

den Haarscheitel dessen, der in seinen Sünden einhergeht.

23Der Allherr hat verheißen: »Aus Basan bring’ ich (sie) heim,

ja bringe (sie) heim aus den Tiefen des Meeres,

24auf daß du in Blut deine Füße badest

und die Zunge deiner Hunde an den Feinden sich letze.« –

25Man hat, o Gott, deinen Festzug gesehn,

den Festzug meines Gottes, meines Königs, im Heiligtum:

26An der Spitze zogen Sänger, dahinter Saitenspieler

inmitten paukenschlagender Jungfrauen:

27»In Versammlungen preiset Gott,

den Allherrn, ihr aus Israels Born!«

28Dort schritt Benjamin hin, der Jüngste, der sie doch beherrscht hat,

die Fürsten Judas nach ihrer großen Menge, Sebulons Fürsten, die Fürsten von Naphthali.

29Entbiete, o Gott, deine Macht,

erhalte in Kraft, o Gott, was du uns erwirkt hast!

30Um deines Tempels willen müssen Könige dir

Geschenke hinauf nach Jerusalem bringen.

31Bedrohe das Tier des Schilfrohrs,

die Rotte der Stiere samt den Völkerkälbern, die mit Silberbarren sich unterwerfen; zerstreue die Völker, die Freude an Kriegen haben!

32Kommen werden die Edlen aus Ägypten,

Äthiopien eilt mit vollen Händen Gott entgegen.

33Ihr Königreiche der Erde, singet Gott,

lobsinget dem Allherrn, SELA,

34ihm, der einherfährt im höchsten Himmel der Urzeit!

Horch! Er läßt seine Stimme erschallen, den rollenden Donner!

35Gebt Gott die Macht! Über Israel waltet seine Hoheit

und seine Macht in den Wolken.

36Furchtbar bist du, Gott, von deinem Heiligtum aus!

Israels Gott, er ist’s, der Macht verleiht und Stärke seinem Volk: gepriesen sei Gott!


Psalm 69

1Dem Musikmeister, nach (der Singweise = Melodie) »Lilien«, von David. 2Hilf mir, o Gott,

denn die Wasser gehen mir bis ans Leben!

3Ich versinke im tiefen Schlamm, wo kein Grund ist;

in Wassertiefen bin ich geraten, und die Flut überströmt mich.

4Müde bin ich von (allem) Schreien, meine Kehle ist heiser;

erloschen sind mir die Augen, während ich harre auf meinen Gott.

5Größer als die Zahl der Haare auf meinem Haupt

ist die Zahl derer, die ohne Ursach’ mich hassen; mächtig sind meine Gegner, die ohne Grund mich befeinden: wo ich gar nicht geraubt, da soll Ersatz ich leisten!

6Du, o Gott, du weißt um meine Torheit,

und meine Vergehen sind dir nicht verborgen.

7Laß nicht enttäuscht an mir werden, die auf dich hoffen,

o Gott, o HERR der Heerscharen! Laß nicht beschämt an mir werden, die dich, Gott Israels, suchen!

8Denn um deinetwillen trage ich Schmach,

(für dich) bedeckt Beschämung mein Antlitz;

9ein Fremdling bin ich meinen Brüdern geworden

und unbekannt den Söhnen meiner Mutter.

10Denn der Eifer um dein Haus hat mich verzehrt,

und die Schmähungen derer, die dich schmähen, haben mich getroffen.

11Ich weinte und kasteite mich durch Fasten,

doch es brachte mir nur Beschimpfung ein;

12als ein Trauergewand zu meinem Kleid ich machte,

da wurde ich ihnen zum Spottlied;

13es schwatzten von mir die Leute auf dem Markt,

und Schmachlieder sangen von mir die Zecher beim Wein.

14Ich aber richte mein Gebet an dich, o HERR,

zur Zeit, da dir es wohlgefällig ist; o Gott, nach deiner großen Gnade erhöre mich, nach deiner heilspendenden Treue!

15Zieh mich heraus aus dem Schlamm, daß ich nicht versinke,

laß Rettung mich finden von meinen Hassern und aus den Wassertiefen!

16Laß die Wasserflut mich nicht überströmen

und die Tiefe mich nicht verschlingen und den Abgrund seinen Schlund nicht über mir schließen!

17Erhöre mich, HERR, denn deine Güte ist köstlich!

Nach deinem großen Erbarmen wende dich mir zu

18und verbirg dein Angesicht nicht vor deinem Knecht,

denn ich bin in Not: erhöre mich eiligst!

19Nahe dich meiner Seele, erlöse sie,

um meiner Feinde willen mach mich frei!

20Du weißt um meine Schmach,

um meine Schande und Beschimpfung; meine Feinde sind alle dir wohlbekannt.

21Die Schmach hat mir das Herz gebrochen,

so daß ich verzweifle; ich hoffte auf Mitleid, aber vergebens, und auf Tröster, doch ich habe keine gefunden;

22nein, sie haben mir Gift in die Speise getan

und Essig mich trinken lassen für meinen Durst.

23Möge ihr Tisch vor ihnen zum Fangnetz werden

und ihnen, den Sichren, zum Fallstrick!

24Laß ihre Augen dunkel werden, daß sie nicht sehen,

und ihre Hüften laß immerdar wanken!

25Gieße über sie deinen Grimm aus,

und deines Zornes Glut erreiche sie!

26Ihre Behausung müsse zur Öde werden,

in ihren Zelten kein Bewohner sein!

27Denn den du selbst geschlagen hast, verfolgen sie,

und vom Weh der durch dich Verwundeten schwatzen sie.

28Füge noch Schuld zu ihrer Verschuldung hinzu

und laß sie nicht kommen zur Gerechtigkeit vor dir!

29Sie müssen ausgelöscht werden aus dem Buche des Lebens

und nicht eingeschrieben werden mit den Gerechten!

30Doch ich bin elend und schmerzbeladen:

deine Hilfe, Gott, möge mich sicherstellen!

31Ich will den Namen Gottes preisen in Liedern,

will hoch ihn rühmen mit Danksagung;

32das wird dem HERRN willkommner sein als Rinder,

als Farren mit Hörnern und gespaltnen Hufen.

33Wenn die Bedrückten es sehen, so werden sie sich freuen:

ihr, die ihr Gott sucht: euer Herz lebe auf!

34Denn der HERR erhört die Armen,

und seine Gefangenen läßt er nicht unbeachtet.

35Es mögen ihn preisen Himmel und Erde,

die Meere und alles, was in ihnen sich regt!

36Denn Gott wird Zion retten

und Judas Städte wieder erbaun, daß man daselbst wohne und das Land besitze;

37und der Nachwuchs seiner Knechte wird es erben,

und die seinen Namen lieben, werden darin wohnen.


Psalm 70

1Dem Musikmeister, von David; bei Darbringung des Duftopfers. 2Gott, eile zu meiner Rettung,

HERR, eile zu meiner Hilfe herbei!

3Laß alle beschämt und schamrot werden,

die nach dem Leben mir stehn (um es auszutilgen)! Laß mit Schande beladen abziehn, die mein Unglück wünschen!

4Laß zurück sich wenden ob ihrer Schmach,

die über mich rufen: »Haha, haha!«

5Laß jubeln und deiner sich freuen

alle, die dich suchen! Laß alle, die nach deinem Heil verlangen, immerdar bekennen: »Groß ist Gott!«

6Doch ich bin elend und arm:

o Gott, eile zu mir! Meine Hilfe und mein Retter bist du: o HERR, säume nicht!


Psalm 71

1Bei dir, HERR, suche ich Zuflucht:

laß mich nimmermehr enttäuscht werden!

2Nach deiner Gerechtigkeit rette und befreie mich,

neige dein Ohr mir zu und hilf mir!

3Sei mir ein schützender Fels, zu dem ich allzeit fliehen kann;

du hast ja geboten, mich zu retten, denn mein Fels und meine Burg bist du.

4Mein Gott, errette mich aus des Gottlosen Hand,

aus der Faust des Frevlers und Gewaltmenschen!

5Denn du bist meine Hoffnung, HERR, mein Gott,

du meine Zuversicht von Jugend an.

6Auf dich hab’ ich mich gestützt seit meiner Geburt;

aus dem Mutterschoß hast du mich ans Licht gezogen: dir hat mein Lobpreis immer gegolten.

7Wie ein Wunder komme ich vielen vor,

doch du bist meine starke Zuflucht.

8Mein Mund ist deines Ruhmes voll,

allzeit voll von deiner Verherrlichung.

9Verwirf mich nicht in den Tagen des Alters,

beim Schwinden meiner Kraft verlaß mich nicht!

10Denn schon verhandeln meine Feinde über mich,

und die den Tod mir wünschen, beraten sich zusammen

11und sagen: »Gott hat ihn verlassen:

verfolgt und ergreift ihn, denn er hat keinen Retter!«

12O Gott, bleib du nicht fern von mir,

mein Gott, eil’ mir zu Hilfe!

13Es müssen enttäuscht und vernichtet werden, die mich befeinden!

Laß alle in Schmach und Schande sich hüllen, die mein Unglück suchen!

14Ich aber will immerdar harren

und all deinen Ruhm noch mehren.

15Mein Mund soll deine Gerechtigkeit künden, allzeit deine Heilserweise,

denn ich vermag sie nicht zu zählen.

16Kommen will ich mit den Machttaten Gottes des HERRN,

will preisen deine Gerechtigkeit, dich allein.

17Du hast mich, o Gott, von Jugend auf gelehrt,

und bis hierher habe ich deine Wunder verkündet;

18doch auch bis zum Greisenalter und grauen Haar

verlaß mich nicht, o Gott, auf daß ich deinen Arm verkünde den Zeitgenossen und allen, die noch kommen werden, deine Macht.

19Gott, deine Gerechtigkeit reicht bis hoch an den Himmel;

der du große Dinge getan, o Gott, wer ist dir gleich?

20Du hast viel Not und Leid uns fühlen lassen:

du wirst uns auch wieder beleben und aus den Tiefen der Erde empor uns führen.

21Du wirst mich um so höher erheben

und mit Trost dich wieder zu mir wenden.

22So will denn auch ich dich preisen mit Saitenspiel,

für deine Treue dir danken, mein Gott; ich will auf der Zither dir spielen, du Heiliger Israels.

23Jubeln sollen meine Lippen, wenn ich dir spiele,

und zugleich meine Seele, die du erlöst hast;

24auch meine Zunge soll allezeit von deiner Gerechtigkeit reden,

denn enttäuscht, denn schamrot sind geworden, die mein Unglück suchten.


Psalm 72

1Von Salomo. Gott, dein richterlich Walten verleihe dem König

und deine Gerechtigkeit dem Königssohn,

2daß er dein Volk mit Gerechtigkeit richte

und deine Elenden nach dem Recht!

3Laß die Berge dem Volke Frieden tragen

und die Hügel sich kleiden in Gerechtigkeit!

4Er schaffe Recht den Elenden im Volk,

er helfe den armen Leuten und zertrete den Bedrücker.

5Möge er leben, solange die Sonne scheint

und der Mond (uns leuchtet), von Geschlecht zu Geschlecht!

6Er möge sein wie Regen für frischgemähte Wiesen,

wie Regenschauer, die das Land besprengen!

7In seinen Tagen möge der Gerechte blühen

und Friede in Fülle bestehn, bis kein Mond mehr scheint.

8Er herrsche von Meer zu Meer

und vom Euphratstrom bis hin an die Enden der Erde!

9Vor ihm müssen die Steppenvölker die Knie beugen

und seine Feinde den Staub lecken;

10die Könige von Tharsis und den Meeresländern

müssen Geschenke ihm bringen, die Herrscher von Saba und Seba Abgaben entrichten;

11ja huldigen müssen ihm alle Könige,

die Völker alle ihm dienen!

12Denn er wird den Armen retten, der um Hilfe schreit,

den Leidenden und den, der keinen Helfer hat.

13Er wird sich erbarmen des Schwachen und Armen

und Hilfe gewähren den Seelen der Armen;

14aus Bedrückung und Gewalttat wird er ihre Seelen erlösen,

und ihr Blut wird kostbar sein in seinen Augen.

15So lebe er denn, und man gebe ihm vom Golde aus Saba,

man bete immerdar für ihn und segne ihn allezeit!

16Fülle von Korn möge sein im Lande

bis auf die Gipfel der Berge, es rausche seine Frucht wie der Libanon! Und aus den Städten blühe das Volk hervor so zahlreich wie das Gras der Erde!

17Sein Name möge ewig bestehn:

solange die Sonne scheint, lebe sein Name fort, so daß man in ihm sich Segen wünscht und alle Völker ihn glücklich preisen!

18Gepriesen sei Gott der HERR, der Gott Israels,

der Wunder vollbringt, er allein!

19Und gepriesen sei sein herrlicher Name in Ewigkeit,

und die ganze Erde sei seiner Herrlichkeit voll! Amen, ja Amen! –

20Zu Ende sind die Gebete Davids, des Sohnes Isais.