DIE PSALMEN
Erstes Buch (Psalm 1-41)
Deutsche Übersetzung nach Hermann Menge von 1939 (Public Domain), mit Ergänzungen von der Schule des Geistes (in grün).
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41
Psalm 1
1Wohl dem, der nicht wandelt
im Rat der Gottlosen
und nicht tritt auf den Weg der Sünder,
noch sitzt im Kreise der Spötter,
2vielmehr Gefallen hat am Gesetz des HERRN
und sinnt über sein Gesetz bei Tag und bei Nacht!
3Der gleicht einem Baum, gepflanzt an Wasserbächen,
der seine Früchte bringt zu rechter Zeit
und dessen Laub nicht welkt;
und alles, was er beginnt, das gelingt.
4Nicht also die Gottlosen:
Nein, sie gleichen der Spreu, die der Wind verweht.
5Darum werden die Gottlosen nicht im Gericht bestehn
und die Sünder nicht in der Gemeinde der Gerechten.
6Denn es kennt der HERR den Weg der Gerechten;
doch der Gottlosen Weg führt ins Verderben.
Psalm 2
1Was soll das Toben der Völker und das eitle Sinnen der Völkerschaften?
2Die Könige der Erde rotten sich zusammen,
und die Fürsten halten Rat miteinander gegen den HERRN und den von ihm Gesalbten:
3»Laßt uns zerreißen ihre Bande
und von uns werfen ihre Fesseln!«
4Der im Himmel thront, der lacht,
der Allherr spottet ihrer.
5Dann aber wird er zu ihnen reden in seinem Zorn
und sie schrecken in seinem Ingrimm:
6»Habe ich doch meinen König eingesetzt
auf dem Zion, meinem heiligen Berge!« –
7Laßt mich kundtun den Ratschluß des HERRN!
Er hat zu mir gesagt: »Mein Sohn bist du; ich selbst habe heute dich gezeugt.
8Fordre von mir, so gebe ich dir die Völker zum Erbe
und dir zum Besitz die Enden der Erde.
9Du sollst sie mit eiserner Keule zerschmettern,
wie Töpfergeschirr sie zerschlagen!« –
10So nehmt denn Klugheit an, ihr Könige,
laßt euch warnen, ihr Richter der Erde!
11Dienet dem HERRN mit Furcht
und jubelt ihm zu mit Zittern!
12Küsset den Sohn, auf daß er nicht zürne
und ihr zugrunde geht auf eurem Wege! denn leicht entbrennt sein Zorn. Wohl allen, die bei ihm sich bergen!
Psalm 3
1Ein Psalm Davids, als er vor seinem Sohne Absalom floh. 2Ach HERR, wie sind doch meine Bedränger so zahlreich,
wie viele erheben sich gegen mich!
3Gar viele sagen von mir:
»Es gibt keine Rettung für ihn bei Gott!« SELA.
4Doch du, o HERR, bist ein Schild um mich her,
meine Ehre und der mir das Haupt erhebt.
5Laut ruf’ ich zum HERRN,
und er erhört michA von seinem heiligen Berge. SELA.
6Ich legte mich nieder, schlief ruhig ein:
erwacht bin ich wieder, denn der HERR stützt mich.
7Ich fürchte mich nicht vor vielen Tausenden Kriegsvolks,
die rings um mich her sich gelagert haben.
8Steh auf, o HERR! Hilf mir, mein Gott!
Du hast ja all meinen Feinden Backenstreiche versetzt, den Gottlosen die Zähne zerschmettert.
9Beim HERRN steht die Hilfe:
über deinem Volke walte dein Segen! SELA.
Psalm 4
1Dem Musikmeister, mit Saitenspiel; ein Psalm von David. 2Wenn ich rufe, erhöre mich,
du Gott meiner Gerechtigkeit! In Bedrängnis hast du mir (immer) Raum geschafft: sei mir gnädig und höre mein Gebet!
3Ihr Herrensöhne, wie lange noch
soll meine Ehre geschändet werden? Wie lange noch wollt ihr an Eitlem hangen, auf Lügen ausgehn? SELA.
4Erkennt doch, daß der HERR
den ihm Getreuen sich auserkoren: der HERR vernimmt’s, wenn ich zu ihm rufe.
5Seid zornerregt, doch versündigt euch nicht!
Denkt nach im stillen auf eurem Lager und schweigt! SELA.
6Bringt Opfer der Gerechtigkeit dar
und vertraut auf den HERRN!
7Es sagen gar viele:
»Wer läßt Gutes uns schauen?« Erhebe über uns, o HERR, das Licht deines Angesichts!
8Du hast mir größere Freude ins Herz gegeben
als ihnen zur Zeit, wo sie Korn und Wein in Fülle haben.
9In Frieden will ich beides,
mich niederlegen und schlafen; denn du allein, HERR, läßt mich in Sicherheit wohnen.
Psalm 5
1Dem Musikmeister, nach (der Singweise = Melodie) »die Erbschaften«; ein Psalm von David. 2Vernimm meine Worte, o HERR,
merke auf mein Seufzen!
3Ach, hör’ auf mein lautes Flehen,
mein König und mein Gott; denn zu dir geht mein Gebet!
4O HERR, in der Frühe schon hörst du mein Rufen,
in der Frühe schon richte ich dir (ein Opfer) zu und spähe aus (nach dir).
5Du bist ja nicht ein Gott, dem gottlos Wesen gefällt:
kein Böser darf als Gast bei dir weilen;
6Ruhmredige dürfen dir nicht vor die Augen treten:
du hassest alle Übeltäter.
7Du läßt die Lügner zugrunde gehn;
wer mit Blutvergießen und Trug sich befaßt, den verabscheut der HERR.
8Ich aber darf nach deiner großen Gnade dein Haus betreten,
ich darf vor deinem heiligen Tempel in Ehrfurcht vor dir mich niederwerfen.
9HERR, leite mich in deiner Gerechtigkeit
um meiner Feinde willen, ebne vor mir deinen Weg!
10Denn in ihrem Mund ist keine Aufrichtigkeit,
ihr Inneres ist Bosheit; ein offnes Grab ist ihre Kehle, mit ihrer Zunge reden sie glatte Worte.
11Laß sie büßen, o Gott, daß zu Fall sie kommen durch ihre Anschläge!
Stoße sie weg von dir ob der Menge ihrer Frevel, denn sie haben dir Trotz geboten!
12Dann werden alle sich freun, die auf dich vertrauen:
allzeit werden sie jubeln, daß du sie beschirmst; und frohlocken werden alle über dich, die deinen Namen lieben.
13Denn du, HERR, segnest den Gerechten,
schirmst ihn mit (deiner) Gnade wie mit einem SchildeA.
Psalm 6
1Dem Musikmeister, mit Saitenspiel, im Basston; ein Psalm von David. 2HERR, nicht i
n deinem Zorne strafe mich
und nicht in deinem Ingrimm züchtige mich!
3Sei mir gnädig, o HERR, denn ich bin am Verschmachten!
Heile mich, HERR, denn meine Gebeine sind erschrocken,A
4und meine Seele ist voller Angst!
Du aber, o HERR, – wie lange noch (willst du fern sein)?
5Kehre doch wieder, o HERR, errette meine Seele!
Hilf mir um deiner Gnade willen!
6Denn im Tode gedenkt man deiner nicht:
im Totenreich – wer singt da dein Lob?
7Erschöpft bin ich von all meinem Seufzen;
in jeder Nacht netz’ ich mein Bett (mit Zähren), mache mein Lager zu einer Tränenflut.
8Geschwunden ist mein Augenlicht vor Gram,
gealtert (vom Weinen) ob all meinen Feinden.
9Hinweg von mir, ihr Übeltäter alle!
Denn der HERR hat mein lautes Weinen gehört;
10gehört hat der HERR mein Flehen:
der HERR nimmt mein Gebet an.
11Alle meine Feinde werden zuschanden werden
und ganz bestürzt dastehn: mit Schanden müssen sie abziehn augenblicklich!
Psalm 7
1Ein Bittgebet Davids, das er dem Herrn wegen der Worte des Benjaminiten Kusch sang. 2HERR, mein Gott, bei dir such’ ich Zuflucht:
hilf mir von allen meinen Verfolgern und rette mich,
3daß der Feind mich nicht wie ein Löwe zerreiße
und zerfleische, weil kein Retter da ist!
4O HERR mein Gott! Hab’ ich solches verübt,
klebt Unrecht an meinen Händen,
5hab’ ich dem, der in Frieden mit mir lebte, Böses getan –
ach nein, ich rettete ja, die mich grundlos bedrängten –:
6so möge der Feind mich verfolgen und einholen,
möge mein Leben zu Boden niedertreten und strecke meine Ehre in den Staub!A SELA.
7Steh auf, o HERR, in deinem Zorn!
Erhebe dich gegen die Wut meiner Dränger! Werde wach mir zum Heil, du hast ja Gericht verordnet!
8Laß die ganze Versammlung der Völker dich umringen,
und über ihrA kehre zurück zur Höhe!
9Der HERR ist Richter über die Völker:
schaffe mir Recht, o HERR, nach meiner Gerechtigkeit und nach meines Herzens Unschuld!
10Mache der Gottlosen Bosheit ein Ende
und hilf dem Gerechten zu festem Stand, du Prüfer der Herzen und Nieren, gerechter Gott!
11Meinen Schild hält Gott,
der Helfer der in ihrem Herzen Redlichen.
12Gott ist ein gerechter Richter
und ein Gott, der täglich droht.
13Wahrlich, wiederum schärft er sein Schwert,
hält seinen Bogen gespannt und zielt
14und richtet Todesgeschosse auf ihn,
seine Pfeile, die er zu Brandpfeilen macht.
15Seht: da brütet er über Trug,
geht schwanger mit Unheil und gebiert Lüge;
16eine Grube hat er gegraben und ausgescharrt,
stürzt selbst aber in die Grube, die er angelegt.
17Das Unheil, das er geplant, fällt ihm aufs eigne Haupt,
sein Frevel fährt auf seinen eignen Scheitel nieder.
18Preisen will ich den HERRN nach seiner Gerechtigkeit
und lobsingen dem Namen des HERRN, des Höchsten.
Psalm 8
1Dem Musikmeister, nach der Keltertreterweise; ein Psalm von David. 2HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist
dein Name auf der ganzen Erde, du, dessen Hoheit am Himmel sich kundtut!A
3Aus der Kinder und Säuglinge Mund
hast du ein Bollwerk dir zugerichtet deinen Gegnern zum Trotz, um Feinde und Widersacher verstummen zu machen.
4Wenn ich anschau’ deinen Himmel, das Werk deiner Finger,
den Mond und die Sterne, die du hergerichtet:
5was ist der Mensch, daß du seiner gedenkst,
und der Menschensohn, daß du ihn beachtest?!
6Und doch hast du ihn nur wenig hinter die Gottheit gestellt,
mit Herrlichkeit und Hoheit ihn gekrönt;
7du hast ihm die Herrschaft verliehn über deiner Hände Werke,
ja alles ihm unter die Füße gelegt:
8Kleinvieh und Rinder allzumal,
dazu auch die wilden Tiere des Feldes,
9die Vögel des Himmels, die Fische im Meer,
alles, was die Pfade der Meere durchzieht.
10HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist
dein Name auf der ganzen Erde!
Psalm 9
1Dem Musikmeister, nach (der Singweise = Melodie) »stirb für den Sohn!«; ein Psalm von David. 2Preisen will ich den HERRN von ganzem Herzen,
verkünden all deine Wundertaten,
3ich will deiner mich freun und frohlocken,
will lobsingen deinem Namen, du Höchster,
4weil meine Feinde haben rückwärts weichen müssen:
sie sind gestrauchelt und umgekommen vor dir.
5Denn du hast mein Recht und meine Sache geführt,
hast auf dem Throne gesessen als gerechter Richter;
6du hast die Heiden bedroht, die Frevler vernichtet,
ihren Namen ausgelöscht für immer und ewig:
7Der Feind ist dahin, zertrümmert für immer;
auch Städte hast du zerstört, ihr Gedächtnis ist untergegangen.
8Der HERR aber thront in Ewigkeit;
zum Gericht hat er aufgestellt seinen Stuhl;
9und er, er richtet den Erdkreis mit Gerechtigkeit,
spricht das Urteil den Völkern nach Gebühr.
10So ist denn der HERR eine Burg den Bedrückten,
eine Burg für die Zeiten der Drangsal.
11Drum vertrauen auf dich, die deinen Namen kennen;
denn du läßt nicht von denen, die dich, HERR, suchen.
12Lobsinget dem HERRN, der auf Zion thront,
verkündet unter den Völkern seine Taten!
13Denn als Rächer der Blutschuld hat er ihrer gedacht,
hat das Schreien der Elenden nicht vergessen.
14Sei mir gnädig, o HERR, sieh an, was ich leide durch meine Feinde!
Du bist’s, der den Pforten des Todes mich entreißt,
15auf daß ich verkünde alle deine Ruhmestaten,
in den Toren der Tochter Zion ob deiner Hilfe juble!
16Versunken sind die Heiden in die Grube, die sie gegraben,
im Netz, das sie heimlich gestellt, hat ihr eigner Fuß sich verstrickt.
17Kundgetan hat sich der HERR, hat Gericht gehalten:
durch das Eingreifen seiner Hände ist der Frevler gefangen. SAITENSPIEL. SELA.
18Die Frevler fahren zur Unterwelt hinab,
alle Heidenvölker, die Gottes vergessen;
19denn nicht auf ewig bleibt der Arme vergessen,
und der Elenden Hoffnung geht nicht für immer verloren.
20Steh auf, o HERR! Laß Menschen nicht trotzig schalten,
laß die Heiden gerichtet werden vor dir!
21Lege doch, HERR, einen Schrecken auf sie!
Laß die Heiden erkennen, daß MenschenA sie sind! SELA.
Psalm 10
1Warum, o HERR, stehst du so fern,
verhüllst dir (das Auge) in Zeiten der Not?
2Beim Hochmut der Gottlosen wird dem Bedrückten bange:
möchten sie selbst sich fangen in den Anschlägen, die sie ersinnen!
3Denn der Frevler rühmt sich jubelnd seiner frechen Gelüste,
und der Wucherer gibt dem HERRN den Abschied, lästert ihn.
4Der Frevler wähnt in seinem Stolz: »Gott fragt nicht danach!«
»Es gibt keinen Gott!« – dahin geht all sein Denken.
5Allezeit hat er ja Glück in seinem Tun,
deine Strafgerichte bleiben himmelweit fern von ihm, alle seine Gegner – er bietet ihnen Hohn.
6Er denkt im Herzen: »Nie komm’ ich zu Fall;
nun und nimmer wird Unglück mich treffen!«
7Sein Mund ist voll Fluchens, voll Täuschung und Gewalttat;
unter seiner Zunge birgt sich UnheilA und Frevel.
8In (abgelegnen) Gehöften liegt er im Hinterhalt,
ermordet den Schuldlosen insgeheim, nach dem Hilflosen spähen seine Augen.
9Er lauert im Versteck wie der Löwe in seinem Dickicht,
er lauert, den Elenden zu haschen; er hascht den Elenden, indem er ihn in sein Netz zieht;
10er duckt sich, kauert nieder,
und die Hilflosen fallen ihm in die Klauen.
11Er denkt in seinem Herzen: »Gott hat’s vergessen,
hat sein Antlitz verhüllt: er sieht es nimmer!«
12Steh auf, o HERR, erhebe, o Gott, deinen Arm,
vergiß die Elenden nicht!
13Warum darf der Frevler Gott lästern,
darf denken in seinem Herzen: »Du fragst nicht danach«?
14Du hast es wohl gesehn, denn auf Unheil und Herzeleid
achtest du wohl, in deine Hand es zu nehmen;A du bist’s, dem der Schwache es anheimstellt, der Waise bist du ein Helfer.
15Zerschmettre den Arm des Frevlers
und suche des Bösewichts gottloses Wesen heim, bis nichts mehr von ihm zu finden!
16Der HERR ist König auf immer und ewig:
verschwinden müssen die Heiden aus seinem Lande!
17Das Verlangen der Elenden hörst du, o HERR;
du stärkst ihren Mut, leihst ihnen dein Ohr,
18um den Waisen und Bedrückten Recht zu schaffen:
nicht soll ein Mensch, der zur Erde gehört,A noch ferner schrecken.
Psalm 11
1Dem Musikmeister, von David. Der HERR ist meine Zuflucht;
wie dürft ihr zu mir sagen: »Fliehet in euer Gebirge wie Vögel!
2Denn seht, die Gottlosen spannen den Bogen,
legen ihren Pfeil auf die Sehne, um im Dunkel zu schießen auf schuldlose Herzen.
3Wenn die Grundpfeiler niedergerissen werden, –
was kann da der Gerechte noch leisten?«
4Der HERR ist in seinem heiligen Palast,
der HERR, dessen Thron im Himmel steht; seine Augen halten Ausschau, seine Blicke prüfen die Menschenkinder.
5Es prüft der HERR den Gerechten und den Gottlosen,
und wer Gewalttat liebt, den haßt seine Seele.
6Er läßt auf die Gottlosen Schlingen regnen;
Feuer und Schwefel und Glutwind sind ihres Bechers Teil (das ihnen zukommende Teil oder Los).
7Denn gerecht ist der HERR, ein Freund gerechten Tuns:
die Redlichen werden sein Angesicht schauen.
Psalm 12
1Dem Musikmeister, im Basston; ein Psalm von David. 2Hilf doch, o HERR! Denn dahin sind die Frommen
und die Treuen ausgestorben inmitten der Menschenwelt!A
3Falschheit reden sie jeder mit dem andern,
mit glatten Lippen, mit doppeltem Herzen reden sie. –
4O daß doch der HERR vertilgte alle glatten Lippen,
die Zunge, die vermessen redet,
5(die Leute) die da sagen: »Durch unsre Zunge sind wir starke Helden,
unser Mund steht uns zur Verfügung: wer will uns meistern?«A
6»Ob der Knechtung der Niedrigen, ob dem Seufzen der Armen
will jetzt ich mich erheben«, spricht der HERR, »will Rettung schaffen dem, der danach verlangt!« –
7Die Worte des HERRN sind lautere Worte,
sind Silber, im Schmelzofen siebenfältig geläutert.
8Du, HERR, wirst treulich sie halten, wirst uns schirmen
vor diesem Geschlecht zu jeder Zeit,
9vor den Gottlosen, die ringsum stolzieren,
weil Gemeinheit sich bläht inmitten der Menschheit.
Psalm 13
1Dem Musikmeister; ein Psalm Davids. 2Wie lange noch, HERR, willst du mich ganz vergessen,
wie lange dein Antlitz vor mir verhüllen?
3Wie lange noch soll ich Sorgen hegen in meiner Seele,
Kummer im Herzen tragen Tag für Tag? Wie lange noch soll mein Feind sich gegen mich erheben?
4Blick her, erhöre mich, HERR, mein Gott,
laß die Augen mir wieder leuchten, daß zum Tode ich nicht entschlafe!
5Sonst rühmt sich mein Feind: »Ich habe ihn überwältigt!«,
und meine Gegner jubeln, wenn ich wanke.
6Doch nein, ich vertraue deiner Gnade:
jauchzen soll mein Herz ob deiner Hilfe! Singen will ich dem HERRN, daß er Gutes an mir getan!
Psalm 14
1Dem Musikmeister, von David. Die Toren sprechen in ihrem Herzen:
»Es gibt keinen Gott«; verderbt, abscheulich ist ihr Tun: da ist keiner, des Gutes täte.
2Der HERR schaut hernieder vom Himmel aus
nach den Menschenkindern, um zu sehn, ob da sei ein Verständiger, einer der nach Gott fragt.
3Doch alle sind sie abgefallen,
insgesamt entartet; da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer.
4Haben denn keinen Verstand die Übeltäter alle,
die mein Volk verzehren – die das Brot des HERRN wohl essen, doch ohne ihn anzurufen?
5Damals gerieten sie in Angst und Schrecken,
denn Gott war mit dem gerechten Geschlecht.
6Beim Anschlag gegen den Elenden werdet zuschanden ihr werden,
denn der HERR ist seine Zuflucht.
7O daß doch aus Zion die Rettung Israels käme!
Wenn der HERR einst wendet das Schicksal seines Volkes, wird Jakob jubeln, Israel sich freuen.
Psalm 15
1Ein Psalm von David. HERR, wer darf Gast sein in deinem Zelte,
wer wohnen auf deinem heiligen Berge?
2Wer unsträflich wandelt und Gerechtigkeit übt
und die Wahrheit redet, wie’s ihm ums Herz ist;
3wer keine Verleumdung mit seiner Zunge umherträgt,
seinem Nächsten kein Unrecht zufügt und keine Schmähung ausspricht gegen Verwandte;
4wer Verworfne als wirklich verächtlich ansieht,
aber Gottesfürchtigen Ehre erweist; wer sich selbst zum Schaden schwört und den Eid doch hält;
5wer sein Geld nicht ausleiht gegen Zins
und Bestechung nicht annimmt gegen Schuldlose: wer solches tut, wird ewiglich nicht wanken.
Psalm 16
1Ein Lied von David. Behüte mich, Gott, denn bei dir such’ ich Zuflucht! 2Ich sage zu Gott: »Mein Allherr bist du,
es gibt nichts Gutes für mich außer dir«;
3und von den Heiligen im Lande (sag ich):
»Dies sind die Edlen, an denen mein ganzes Herz hängt.«
4Vielfaches Leid erwächst den Verehrern anderer (Götter):
ich mag ihre Bluttrankopfer nicht spenden und ihre Namen nicht auf meine Lippen nehmen.
5Der HERR ist mein Erbgut und Becherteil;
du bist’s, der mein Los mir sichert.
6Die Meßschnur ist mir gefallen aufs lieblichste
ja, mein Erbteil gefällt mir gar wohl.
7Ich preise den HERRN, der mich freundlich beraten;
auch nächtens mahnt mich mein HerzA dazu.
8Ich habe den HERRN mir beständig vor Augen gestellt:
steht er mir zur Rechten, so wanke ich nicht.
9Drum freut sich mein Herz, und meine Seele frohlockt:
auch mein Leib wird sicher wohnen.
10Denn du gibst meine Seele dem Totenreich nicht preis,
du läßt deinen Frommen nicht schaun die VernichtungA.
11Du weisest mir den Weg des Lebens:
vor deinem Angesicht sind Freuden in Fülle und SegensgabenA in deiner Rechten ewiglich.
Psalm 17
1Ein Gebet Davids. Höre, o HERR, die gerechte Sache, merk’ auf mein lautes Rufen,
vernimm mein Gebet von Lippen ohne Trug!
2Von dir soll das Urteil über mich ergehn:
deine Augen sehen untrüglich.
3Prüfst du mein Herz, siehst du nach mir bei Nacht,
durchforschest du mich: du findest nichts Böses; mein Mund macht sich keines Vergehens schuldig.
4Beim Treiben der Menschen hab’ ich nach deiner Lippen Wort
gemieden die Pfade der Gewalttätigen.
5Meine Schritte haben sich fest an deine Bahnen gehalten,
meine Tritte haben nicht gewankt.
6Ich rufe zu dir, denn du erhörst mich, o Gott:
neige dein Ohr mir zu, vernimm meine Rede!
7Erweise mir deine Wundergnade, du Retter derer,
die vor Widersachern Zuflucht suchen bei deiner Rechten!
8Behüte mich wie den Stern im Auge,
birg mich im Schatten deiner Flügel
9vor den Frevlern, die mir Gewalt antun,
vor meinen Feinden, die voll Gier mich umringen!
10Ihr gefühlloses Herz halten sie verschlossen,
ihr Mund stößt vermessene Reden aus.
11Auf Schritt und Tritt lauern sie jetzt uns auf,
richten ihr Trachten darauf, uns zu Boden zu werfen;
12sie gleichen dem Löwen, der gierig ist zu rauben,
und dem jungen Leu, der da lauert im Versteck.
13Erhebe dich, HERR, tritt ihm entgegen, strecke ihn nieder!
Errette mein Leben mit deinem Schwert vor dem Frevler,
14mit deiner Hand, o HERR, vor den Menschen,
vor den Leuten dieser Welt, deren Teil im Leben ist! Mit deinem Aufgesparten fülle ihren Bauch! Mögen ihre Söhne satt daran werden und ihren Überrest wieder ihren Kindern hinterlassen!A
15Doch ich in Gerechtigkeit darf dein Angesicht schauen,
darf satt mich sehn beim Erwachen an deinem Bilde.
Psalm 18
1Dem Musikmeister; vom Knecht des Herrn, von David, der dieses Lied an den Herrn richtete zu der Zeit, als der Herr ihn aus der Hand aller seiner Feinde, auch aus der Gewalt Sauls errettet hatte. Er betete (damals) so: 2Ich liebe dich, HERR, meine Stärke! 3Der HERR ist mein Fels, meine Burg und mein Erretter,
mein Gott ist mein Hort, bei dem ich Zuflucht suche, mein Schild und das Horn meines Heils, meine Feste.
4Den Preiswürdigen rufe ich an, den HERRN:
so werd’ ich von meinen Feinden errettet.
5Die Wogen des Todes hatten mich umringt,
und die Ströme des Unheils schreckten mich;
6die Netze des Totenreichs umfingen mich schon,
die Schlingen des Todes fielen über mich.
7In meiner Angst rief ich zum HERRN
und schrie (um Hilfe) zu meinem Gott; da vernahm er in seinem Palast mein Rufen, und mein Notschrei drang ihm zu Ohren.
8Da wankte und schwankte die Erde,
und der Berge Grundfesten bebten, sie wankten hin und her, denn er war zornentbrannt.
9Rauch stieg auf von seiner Nase,
und fressendes Feuer drang aus seinem Munde, glühende Kohlen sprühten von ihm aus.
10Er neigte den Himmel und fuhr herab,
Wolkennacht lag unter seinen Füßen;
11er fuhr auf dem Cherub und flog daher
und schoß herab auf den Fittichen des Sturms;
12Finsternis machte er zu seiner Hülle,
rings um sich her zu seinem Gezelt Regendunkel, dichtes Gewölk;
13aus dem Glanz vor ihm her brachen durch seine Wolken
Hagel und feurige Kohlen.
14Dann donnerte der HERR im Himmel,
der Höchste ließ seine Stimme erschallen;
15er schoß seine Pfeile ab und zerstreute sie,
schleuderte Blitze und schreckte sie.
16Da wurden sichtbar die Tiefen des Meeres
und aufgedeckt die Grundfesten der Erde vor deinem Schelten, o HERR, vor dem Zornesschnauben deiner Nase.
17Er streckte die Hand herab aus der Höhe, erfaßte mich,
zog mich heraus aus den großen Fluten,
18entriß mich meinem starken Feinde
und meinen Widersachern, die zu stark mir waren.
19Sie hatten mich überfallen an meinem Unglückstage;
doch der HERR ward mir zur Stütze;
20er führte mich heraus auf weiten Raum,
riß mich heraus, weil er Wohlgefallen an mir hatte.
21Der HERR hat mir gelohnt nach meiner Gerechtigkeit,
nach der Reinheit meiner Hände mir vergolten;
22denn ich habe eingehalten die Wege des HERRN
und bin von meinem Gott nicht treulos abgefallen;
23nein, alle seine Rechte haben mir vor Augen gestanden,
und seine Gebote hab’ ich nicht von mir gewiesen.
24So bin ich unsträflich vor ihm gewandelt
und hab’ mich vor jeder Verschuldung gehütet;
25drum hat mir der HERR vergolten nach meiner Gerechtigkeit,
nach der Reinheit meiner Hände, die seinen Augen sichtbar war.
26Gegen den Guten erweist du dich gütig,
gegen den Redlichen zeigst du dich redlich,
27gegen den Reinen erweist du dich rein,
doch gegen den Falschen zeigst du dich enttäuschend;
28denn du schaffst demütigen Leuten Hilfe,
aber stolze Augen erniedrigst du.
29Ja, du läßt meine Leuchte hell scheinen;
der HERR, mein Gott, macht meine Finsternis licht.
30Denn mit dir überrenne ich Feindesscharen,
und mit meinem Gott überspringe ich Mauern.
31Dieser Gott – sein Walten ist vollkommen;
die Worte des HERRN sind lauter, ein Schild ist er allen, die zu ihm sich flüchten.
32Denn wer ist Gott außer dem HERRN
und wer ein Fels als nur unser Gott?,
33dieser Gott, der mit Kraft mich gegürtet
und meinen Weg ohn’ Anstoß gemacht;
34der mir Füße verliehen den Hirschen gleich
und mich sicher auf Bergeshöhen gestellt;
35der meine Hände streiten gelehrt,
daß meine Arme den ehernen Bogen spannten.
36Du reichtest mir deinen schützenden Schild,
deine Rechte stützte mich, und deine Gnade machte mich groß.
37Du schafftest weiten Raum meinen Schritten unter mir,
und meine Knöchel wankten nicht.
38Ich verfolgte meine Feinde, holte sie ein
und kehrte nicht um, bis ich sie vernichtet;
39ich zerschmetterte sie, daß sie nicht wieder aufstehn konnten:
sie sanken unter meine Füße nieder.
40Und du gürtetest mich mit Kraft zum Streit,
beugtest unter mich alle, die sich gegen mich erhoben;
41du triebst meine Feinde vor mir in die Flucht,
und alle, die mich haßten, vernichtete ich:
42sie schrien um Hilfe – doch da war kein Helfer –
zum HERRN – doch er hörte sie nicht;
43ich zermalmte sie wie Staub vor dem Winde,
wie Kot auf den Gassen schüttete ich sie hin.
44Du hast mich aus den Kämpfen für (mein) Volk errettet,
mich zum Oberhaupt von Völkern eingesetzt: Völker, die ich nicht kannte, dienen mir;
45aufs bloße Wort gehorchen sie mir,
die Söhne des Auslands huldigen mir;
46die Söhne des Auslands sinken mutlos hin
und kommen zitternd hervor aus ihren Schlössern.
47Der HERR lebt: gepriesen sei mein Hort!
und erhaben ist der Gott meines Heils,
48der Gott, der mir Rache verliehen
und die Völker unter meine Herrschaft gezwungen,
49der von meinen grimmen Feinden mich gerettet
und über meine Widersacher mich erhöht, von dem Mann der Gewalttat mich befreit hat!
50Drum will ich dich preisen, HERR, unter den Völkern
und deinem Namen lobsingen,
51dir, der seinem Könige großes Heil verleiht
und Gnade an seinem Gesalbten übt, an David und seinem Hause ewiglich!
Psalm 19
1Dem Musikmeister; ein Psalm von David. 2Die Himmel verkünden Gottes Herrlichkeit,
und vom Werk seiner Hände erzählt die FesteA.
3Ein Tag ruft dem andern die Botschaft zu,
und eine Nacht vermeldet der andern die Kunde.
4Da ist keine Sprache, da sind keine Worte,
unhörbar ist ihre Stimme;
5und doch: durch alle Lande dringt ihr Schall
und ihre Rede bis ans Ende des Erdkreises; der Sonne hat er dort ein Zelt gesetzt.
6Und sie – wie ein Bräutigam tritt sie hervor aus ihrem Gemach,
sie freut sich wie ein Held, zu durchlaufen die Bahn.
7Vom Ende des Himmels geht sie aus,
und ihr Umlauf reicht wieder bis zu dessen Ende, und nichts bleibt verborgen vor ihrer Lichtglut. –
8Das Gesetz des HERRN ist vollkommen:
erquickt die Seele; das Zeugnis des HERRN ist zuverlässig: macht die Törichten weise;
9die Befehle des HERRN sind richtig:
erfreuen das Herz; das Gebot des HERRN ist lauter: erleuchtet die Augen;
10die Furcht vor dem HERRN ist rein:
bleibt ewig bestehn; die Gerichtsurteile des HERRN sind Wahrheit: sind allzumal gerecht;
11sie sind köstlicher als Gold
und als Feingold in Menge, sind süßer als Honig und Wabenseim.
12Auch dein Knecht läßt durch sie sich warnen:
in ihrer Befolgung liegt ein reicher Lohn.
13Verfehlungen – ach, wer nimmt sie wahr?
Von den unbewußten Fehlern sprich mich los!
14Auch vor Hochmutssünden behüte deinen Knecht:
laß sie nicht Macht über mich gewinnen! Dann steh’ ich unsträflich da und bleibe rein von schwerer Verschuldung.
15Laß wohlgefällig dir sein die Worte meines Mundes
und das Sinnen meines Herzens, o HERR, mein Fels und mein Erlöser!
Psalm 20
1Dem Musikmeister; ein Psalm von David. 2Der HERR erhöre dich am Tage der Drangsal,
es schütze dich der Name des Gottes Jakobs!
3Er sende dir Hilfe vom Heiligtum her
und leiste dir Beistand von Zion aus!
4Er gedenke aller deiner Speisopfer
und sehe dein Brandopfer wohlgefällig an! SELA.
5Er gewähre dir, was dein Herz begehrt,
und lasse all deine Pläne gelingen!
6Dann wollen wir jubeln ob deinem Heil
und im Namen unsers Gottes die Fahnen entfalten: der HERR erfülle dir all deine Wünsche! –
7Jetzt weiß ich, der HERR hilft seinem Gesalbten:
er erhört ihn aus seinem heiligen Himmel durch die hilfreichen Taten seiner Rechten.
8Diese sind stark durch Wagen und jene durch Rosse,
doch wir sind stark durch den Namen des HERRN, unsers Gottes.
9Sie stürzen nieder und fallen,
doch wir stehn fest und halten uns aufrecht.
10O HERR, hilf dem König!
Erhör’ uns, sooft wir (dich) anrufen!A
Psalm 21
1Dem Musikmeister; ein Psalm von David. 2O HERR, ob deiner Kraft freut sich der König,
und ob deiner HilfeA – wie jauchzt er so laut!
3Seines Herzens Verlangen hast du ihm erfüllt
und den Wunsch seiner Lippen ihm nicht versagt; SELA.
4denn mit Glück und Segen bist du ihm begegnet,
hast aufs Haupt ihm gesetzt eine Krone von Feingold.
5Leben erbat er von dir: du hast’s ihm gewährt,
der Jahre Fülle auf endlose Zeit.
6Groß ist sein Ruhm durch deine Hilfe,
mit Glanz und Hoheit hast du ihn geschmückt;
7für die Dauer hast du ihn zum Segen gemacht,
ihn beglückt mit Freude vor deinem Angesicht.
8Denn der König vertraut auf den HERRN
und wird durch des Höchsten Gnade nicht wanken.
9Deine Hand wird treffen alle deine Feinde,
deine Rechte alle erreichen, die dich hassen.
10Du wirst sie wie einen Feuerofen machen,
sobald du erscheinst; der HERR wird sie verschlingen in seinem Zorn, und Feuer wird sie verzehren.
11Ihren Nachwuchs wirst du vom Erdboden tilgen
und ihr Geschlecht aus der Menschenwelt.
12Wenn Böses sie gegen dich planen, auf Arglist sinnen:
sie werden nichts vermögen;
13denn du wirst sie zwingen, die Flucht zu ergreifen,
mit deinem Bogen auf ihr Antlitz zielen.
14Erhebe dich, HERR, in deiner Kraft:
wir wollen dein Heldentum besingen und preisen.
Psalm 22
1Dem Musikmeister, nach (der Singweise = Melodie) »Hirschkuh der Morgenröte«; ein Psalm von David. 2Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Ach, fern von meiner Rettung bleiben die Worte meiner Klage!
3Mein Gott! Ich rufe bei Tage, doch du antwortest nicht,
und bei Nacht, doch Ruhe wird mir nicht zuteil!
4Und doch bist du der Heilige,
der da thront über Israels Lobgesängen.
5Auf dich haben unsre Väter vertraut,
sie haben vertraut, und du hast ihnen ausgeholfen;
6zu dir haben sie geschrien und Rettung gefunden,
auf dich haben sie vertraut und sind nicht enttäuscht worden.
7Doch ich bin ein Wurm und kein Mensch mehr,
bin der Leute Hohn und verachtet vom Volk;
8alle, die mich sehen, spotten mein,
reißen den Mund auf, schütteln den Kopf:
9»Er werf’s auf den HERRN: der möge ihn befreien,
der möge ihn retten: er hat ja Wohlgefallen an ihm!«
10Ja du bist’s, der mich der Mutter gelegt in den Schoß,
mich sicher geborgen an meiner Mutter Brust;
11von Geburt an bin ich auf dich geworfen,
vom Schoß meiner Mutter her bist du mein Gott.
12O bleibe nicht fern von mir, denn die Drangsal ist nahe,
und sonst ist kein Helfer zu sehen!
13Mich umzingeln mächtige Stiere,
Basans Riesenfarren halten mich umringt;
14den Rachen sperren sie gegen mich auf –
ein reißender, brüllender Löwe!
15Wie Wasser bin ich ausgegossen,
alle meine Glieder sind ausgerenkt; das Herz ist mir geworden wie Wachs, zerschmolzen in meinem Innern.
16Vertrocknet wie eine Scherbe ist meine Kraft,
und die Zunge klebt mir am Gaumen: in den Staub des Todes hast du mich gelegt.
17Ach, Hunde umgeben mich rings,
eine Rotte von Übeltätern umkreist mich; sie haben mir Hände und Füße durchbohrt.
18Alle meine Gebeine kann ich zählen:
sie aber blicken mich an und weiden sich an dem Anblick.
19Sie teilen meine Kleider unter sich
und werfen das Los um mein Gewand.
20Doch du, HERR, bleibe nicht fern von mir,
du, meine Stärke, eile mir zu Hilfe!
21Errette vor dem Schwert mein Leben,
mein einziges Gut aus der Hunde Gewalt!A
22Hilf mir aus dem Rachen des Löwen
und bewahre mich vor den Hörnern der Büffel!
23Dann will ich deinen Namen meinen Brüdern kundtun,
inmitten der Gemeinde dich rühmen:
24»Die den HERRN ihr fürchtet, preiset ihn!
Ihr alle vom Hause Jakobs, ehret ihn und scheut euch vor ihm, ihr alle von Israels Stamm!
25Denn er hat nicht übersehen und nicht verabscheut das Elend des Dulders
und sein Antlitz vor ihm nicht verborgen, nein, als er zu ihm schrie, auf ihn gehört.«
26Dir soll mein Loblied gelten in großer Gemeinde;
meine Gelübde will ich erfüllen vor denen, die ihn fürchten.
27Die Elenden sollen essen, daß sie satt werden,
und die da suchen den HERRN, sollen ihn preisen: aufleben soll euer Herz für immer!
28Daran werden gedenken und zum HERRN sich bekehren
alle Enden der Erde, und vor dir werden sich niederwerfen alle Geschlechter der Heiden;
29denn dem HERRN gehört die Herrschaft,
und er ist der Völkergebieter.
30Vor ihm werden niederfallen alle Großen der Erde,
vor ihm die Knie beugen alle, die in den Erdstaub sinken und wer seine Seele nicht am Leben erhalten kann.
31Die Nachwelt wird ihm dienen;
vom Allherrn wird man erzählen dem künft’gen Geschlecht.
32Sie werden kommen und seine Gerechtigkeit kundtun
dem nachgeborenen Volk, daß Er es vollführt hat.
Psalm 23
1Ein Psalm von David.
Der HERR ist mein Hirt: mir mangelt nichts.
2Auf grünen Auen läßt er mich lagern,
zum Lagerplatz am Bache führt er mich.
3Er erquickt meine Seele;
er leitet mich auf rechten Pfaden um seines Namens willen.
4Müßt’ ich auch wandern in finsterm Tal:
ich fürchte kein Unglück, denn du bist bei mir: dein Hirtenstab und dein Stecken, die sind mein Trost.
5Du deckst mir reichlich den Tisch
vor den Augen meiner Feinde; du salbst mir das Haupt mit Öl und schenkst mir den Becher voll ein.
6Nur Gutes und Liebes werden mich begleiten
mein ganzes Leben hindurch, und heimkehren werd’ ich zum Hause des HERRN für eine lange Reihe von Tagen.
Psalm 24
1Von David, ein Psalm. Dem HERRN gehört die Erde und ihre Fülle,
der Erdkreis und seine Bewohner;
2denn er hat auf Meeren sie gegründet
und über Strömen sie festgestellt.
3Wer darf hinaufgehn zum Berge des HERRN,
wer stehen an seiner heiligen Stätte?
4Wer schuldlos ist an Händen und reinen Herzens,
wer nie den Sinn auf Täuschung richtet, und wer nicht betrügerisch schwört:
5der wird Segen empfangen vom HERRN
und Gerechtigkeit vom Gott seines Heils.
6Dies ist das Geschlecht, das nach ihm verlangt,
die dein Angesicht suchen, Gott Jakobs. SELA.
7Hebt hoch, ihr Tore, eure Häupter
und öffnet euch weit,A ihr uralten Pforten, daß der König der Herrlichkeit einziehe!
8»Wer ist denn der König der Herrlichkeit?«
Der HERR, gar stark und ein Held, der HERR, ein Held in der Schlacht!
9Hebt hoch, ihr Tore, eure Häupter
und öffnet euch weit,A ihr uralten Pforten, daß der König der Herrlichkeit einziehe!
10»Wer ist denn der König der Herrlichkeit?«
Der HERR der Heerscharen, der ist der König der Herrlichkeit! SELA.
Psalm 25
1Von David. Zu dir, o HERR, erheb’ ich meine Seele, 2mein Gott, auf dich vertraue ich:
laß mich nicht enttäuscht werden, laß meine Feinde nicht über mich frohlocken!
3Nein, keiner, der auf dich harrt, wird enttäuscht;
enttäuscht wird nur, wer dich treulos verläßt. –
4Tu mir kund, o HERR, deine Wege,
deine Pfade lehre mich!
5Laß mich wandeln in deiner Wahrheit und lehre mich,
denn du bist der Gott meines Heils: deiner harre ich allezeit. –
6Gedenke der Erweise deines Erbarmens, o HERR,
und daß deine Gnadenverheiße aus der Urzeit stammen;
7gedenke nicht der Sünden meiner Jugend und meiner Vergehen:
nein, nach deiner Gnade gedenke meiner um deiner Güte willen!
8Gütig und aufrichtig ist der HERR;
darum weist er den Sündern den rechten Weg,
9läßt Bedrückte wandeln in richtiger Weise
und lehrt die Dulder seinen Weg.
10Alle Pfade des HERRN sind Gnade und Treue
denen, die seinen Bund und seine Gebote halten.
11Um deines Namens willen, o HERR,
vergib mir meine Schuld, denn sie ist groß! –
12Wie steht’s mit dem Mann, der den HERRN fürchtet?
Dem zeigt er den Weg, den er wählen soll.
13Er selbst wird wohnen im Glück,
und seine Kinder werden das Land besitzen.
14Freundschaft hält der HERR mit denen, die ihn fürchten,
und sein Bund will zur Erkenntnis sie führen. –
15Meine Augen sind stets auf den HERRN gerichtet,
denn er wird meine Füße aus dem Netze ziehn.
16Wende dich mir zu und sei mir gnädig!
Denn einsam bin ich und elend.
17Die Ängste meines Herzens sind schwer geworden:
o führ’ mich heraus aus meinen Nöten!
18Sieh mein Elend an und mein Ungemach
und vergib mir alle meine Sünden! –
19Sieh meine Feinde an, wie viele ihrer sind
und wie sie mich hassen mit frevlem Haß.
20Behüte meine Seele und rette mich,
nicht enttäuscht laß mich werden: ich traue auf dich!
21Unschuld und Redlichkeit mögen mich behüten,
denn ich harre deiner, o HERR! –
22O Gott, erlöse Israel aus allen seinen Nöten!
Psalm 26
1Von David. Schaffe mir Recht, o HERR,
denn ich bin gewandelt in meiner Unschuld und habe vertraut auf den HERRN ohne Wanken!
2Prüfe mich, HERR, und erprobe mich:
meine Nieren und mein Herz sind geläutert!
3Denn deine Gnade steht mir vor Augen,
und ich wandle in deiner Wahrheit.
4Ich sitze nicht bei falschen Menschen
und verkehre nicht mit hinterlistigen Leuten;
5ich meide die Versammlung der Missetäter
und halte mich nicht zu den Gottlosen;
6ich wasche in Unschuld meine Hände
und schreite so um deinen Altar, o HERR,
7daß ich laut ein Danklied erschallen lasse
und alle deine Wundertaten verkünde.
8O HERR, ich habe lieb die Stätte deines Hauses
und den Ort, wo deine Herrlichkeit wohnt.
9Raffe nicht weg meine Seele mit den (Seelen der) Sünder,
noch mein Leben mit dem der Mordgesellen,
10an deren Händen Verbrechen kleben
und deren Rechte gefüllt ist mit Bestechung!
11Ich aber wandle in meiner Unschuld:
erlöse mich, HERR, und sei mir gnädig!
12Mein Fuß steht fest auf ebenem Plan:
in Versammlungen will ich preisen den HERRN.
Psalm 27
1Von David. Der HERR ist mein Licht und mein Heil:
vor wem sollt’ ich mich fürchten? Der HERR ist meines Lebens Schutzwehr: vor wem sollte mir bangen?
2Wenn Übeltäter gegen mich anstürmen,
mich zu zerfleischen, meine Widersacher und Feinde: sie straucheln und fallen.
3Mag ein Heer sich gegen mich lagern:
mein Herz ist ohne Furcht; mag Krieg sich gegen mich erheben: trotzdem bleib’ ich getrost.
4Nur eines erbitt’ ich vom HERRN,
danach trag’ ich Verlangen: daß ich weilen möge im Hause des HERRN mein ganzes Leben hindurch, um anzuschauen die Huld des HERRN und der Andacht mich hinzugeben in seinem Tempel.
5Denn er birgt mich in seiner Hütte
am Tage des Unheils, beschirmt mich im Schirm seines Zeltes, hebt hoch mich auf einen Felsen empor.
6So wird sich denn mein Haupt erheben
über meine Feinde rings um mich her; und opfern will ich in seinem Zelte Schlachtopfer mit Jubelschall, will singen und spielen dem HERRN!
7Höre mich, HERR, laut ruf’ ich zu dir!
Ach sei mir gnädig, erhöre mich!
8Mein Herz hält dein Gebot dir vor:
»Ihr sollt mein Angesicht suchen!« Darum suche ich, o HERR, dein Angesicht.
9Verbirg dein Angesicht nicht vor mir,
weise nicht ab deinen Knecht im Zorn! Du bist meine Hilfe gewesen: verwirf mich nicht und verlaß mich nicht, du Gott meines Heils!
10Wenn Vater und Mutter mich verlassen,
so nimmt doch der HERR mich auf.
11Lehre mich, HERR, deinen Weg
und führe mich auf ebener Bahn um meiner Feinde willen!
12Gib mich nicht preis der Gier meiner Dränger!
Denn Lügenzeugen sind gegen mich aufgetreten und schnauben Gewalttat (gegen mich).
13Gott Lob! Ich bin gewiß, die Güte des HERRN
zu schauen im Lande der Lebenden.
14Harre des HERRN, sei getrost,
und dein Herz sei unverzagt! Ja, harre des HERRN!
Psalm 28
1Von David. Zu dir, HERR, rufe ich:
mein Fels, o wende dich nicht schweigend von mir ab, auf daß nicht, wenn du mir stumm bleibst, ich den ins Grab Gesunknen gleiche.
2Höre mein lautes Flehen, wenn ich zu dir schreie,
wenn ich meine Hände erhebe nach deinem Allerheiligsten!
3Raffe mich nicht weg mit den Frevlern
und den Übeltätern, die freundlich reden mit ihren Nächsten und dabei Arges im Herzen sinnen!
4Vergilt du ihnen nach ihrem Tun,
nach der Bosheit ihrer Handlungen, vergilt ihnen nach dem Werk ihrer Hände, zahl’ ihnen ihr Verhalten heim, wie sie’s verdienen!
5Denn sie achten nicht auf das Walten des HERRN und das Werk seiner Hände;
drum wird er sie niederreißen und nicht wieder aufbaun.
6Gepriesen sei der HERR, denn er hat gehört
meinen lauten Hilferuf!
7Der HERR ist meine Stärke und mein Schild;
auf ihn hat mein Herz vertraut, da ist mir Hilfe geworden. So frohlockt denn mein Herz, und mit meinem Liede will ich ihm danken.
8Der HERR ist seines Volkes Stärke
und seines Gesalbten rettende Zuflucht.
9O hilf deinem Volk und segne dein Erbe,
weide sie und trage sie ewiglich!
Psalm 29
1Ein Psalm von David. Bringt dar dem HERRN, ihr Gottessöhne,
bringt dar dem HERRN Ehre und Preis!
2Bringt dar dem HERRN die Ehre seines Namens,
werft vor dem HERRN euch nieder in heiligem Schmuck!
3Der Donner des HERRN rollt über dem Meer;
der Gott der Herrlichkeit donnert, der HERR über weiter Meeresflut!
4Der Donner des HERRN erschallt mit Macht,
der Donner des HERRN in seiner Pracht!
5Der Donner des HERRN zerschmettert die Zedern,
ja der HERR zersplittert die Zedern des Libanons
6und läßt sie hüpfen wie Kälbchen,
den Libanon und Sirjon wie junge Büffel.
7Der Donner des HERRN läßt Feuerflammen sprühn; 8der Donner des HERRN macht die Wüste erbeben,
der HERR macht erbeben die Wüste Kades.
9Der Donner des HERRN macht Hirschkühe kreißen,
entästet die Wälder, und alles ruft in seinem Palast: »Ehre!«
10Der HERR hat über der Sintflut (einst) gethront,
und als König thront der HERR in Ewigkeit.
11Der HERR verleihe Kraft seinem Volk,
der HERR wolle segnen sein Volk mit Frieden!
Psalm 30
1Ein Psalm, ein Lied zur Tempelweihe, von David. 2Ich will dich erheben, o HERR, denn du hast aus der Tiefe mich gezogen
und meinen Feinden die Freude über mich vereitelt.
3O HERR, mein Gott, ich schrie zu dir (um Hilfe),
da hast du mir Heilung geschafft.
4O HERR, du hast meine Seele aus dem Totenreich heraufgeführt,
hast mich am Leben erhalten, so daß ich nicht ins Grab bin gesunken.
5Lobsinget dem HERRN, ihr seine Frommen,
und preist seinen heiligen Namen!
6Denn sein Zorn währt nur einen Augenblick,
doch lebenslang seine Gnade: am Abend kehrt Weinen als Gast ein, doch am Morgen herrscht Jubel.
7Ich aber dachte in meiner Sicherheit:
»Ich werde nimmermehr wanken!«
8O HERR, nach deiner Gnade
hattest du fest meinen Berg gegründet; dann aber verbargst du dein Antlitz, und ich erschrak.
9Da rief ich zu dir, o HERR,
und flehte zu meinem Gott:
10»Was hast du für Gewinn von meinem Blut,
wenn zur Gruft ich fahre? Kann der Staub dich preisen und deine Treue verkünden?
11O höre mich, HERR, und erbarme dich mein,
sei du, o HERR, ein Helfer!«
12Du hast mir meine Klage in Reigentanz verwandelt,
das Trauerkleid mir gelöst und mit Freude mich gegürtet,
13auf daß dir meine Seele lobsinge und nicht schweige:
o HERR, mein Gott, in Ewigkeit will ich dir danken!
Psalm 31
1Dem Musikmeister; ein Psalm von David. 2Bei dir, HERR, suche ich Zuflucht:
laß mich nimmer enttäuscht werden! Nach deiner Gerechtigkeit errette mich!
3Neige dein Ohr mir zu,
eile zu meiner Rettung herbei, sei mir ein schützender Fels, eine feste Burg, mir zu helfen!
4Du bist ja doch mein Fels und meine Burg,
um deines Namens willen wirst du mich führen und leiten,
5mich befrein aus dem Netz, das man heimlich mir gestellt;
denn du bist meine Schutzwehr.
6In deine Hand befehl’ ich meinen Geist:
du wirst mich erlösen, o HERR, du treuer Gott.
7Du hassest, die sich an nichtige Götzen halten,
doch ich vertraue auf den HERRN.
8Ich will jubeln und fröhlich sein ob deiner Gnade,
daß du mein Elend hast angeschaut, auf die Angst meiner Seele geachtet
9und mich der Gewalt des Feindes nicht preisgegeben,
nein, meine Füße gestellt hast auf weiten Raum.
10Sei mir gnädig, o HERR, denn ich bin in Bedrängnis;
getrübt vor Gram ist mir mein Auge, meine Seele und mein Leib;
11denn in Kummer verzehrt sich mein Leben
und meine Jahre in Seufzen; erschöpft durch mein Verschulden ist meine Kraft, und verfallen sind meine Gebeine.
12Für alle meine Feinde bin ich zum Hohn geworden,
von meinen Nachbarn gemieden und ein Schrecken für meine Bekannten: wer mich sieht auf der Straße, flieht scheu vor mir.
13Entschwunden bin ich wie ein Toter dem Gedenken,
bin geworden wie ein zerbrochnes Gefäß.
14Ich habe ja viele zischeln gehört: »Grauen ringsum!«
Wenn sie vereint sich gegen mich beraten, sinnen sie darauf, mir das Leben zu rauben.
15Doch ich vertraue auf dich, o HERR;
ich sage: »Nur du bist mein Gott.«
16In deiner Hand steht meine Zeit:
rette mich aus der Hand meiner Feinde und meiner Verfolger!
17Laß leuchten dein Angesicht über deinem Knecht,
hilf mir durch deine Gnade!
18HERR, laß mich nicht enttäuscht werden, denn ich rufe dich an!
Laß die Frevler enttäuscht werden, laß sie, zum Schweigen gebracht, in die Unterwelt fahren!
19Verstummen müssen die Lügenlippen,
die Freches reden gegen den Gerechten in Hochmut und Verachtung!
20Wie groß ist deine Güte,
die du vorbehältst denen, die dich fürchten, die du denen erzeigst, die ihre Zuflucht offen vor aller Welt zu dir nehmen!
21Du schirmst sie mit deines Angesichts Schirm
vor den Bosheitsplänen der Menschen, birgst sie in einer Hütte vor der Anfeindung der Zungen.
22Gepriesen sei der HERR, daß er mir seine Gnade
wunderbar hat erwiesen in einer festen Stadt!
23Ich zwar hatte gedacht in meiner Verzagtheit,
ich sei verstoßen fern von deinen Augen; doch du hast mein lautes Flehen gehört, als ich zu dir rief.
24Liebet den HERRN, ihr seine Frommen alle!
Die Treuen behütet der HERR, vergilt aber reichlich dem, der Hochmut übt.
25Seid stark, und euer Herz sei unverzagt,
ihr alle, die ihr harret des HERRN!
Psalm 32
1Von David; ein Lehrgedicht. Wohl dem, dessen Missetat vergeben
und dessen Sünde zugedeckt ist!
2Wohl dem Menschen, dem der HERR die Schuld nicht zurechnet
und in dessen Geist kein Trug A wohnt!
3Solange ich Schweigen übte, verzehrte sich mein Leib,
weil es unaufhörlich in mir schrie;
4denn bei Tag und bei Nacht lag schwer auf mir deine Hand:
mein Lebenssaft verdorrte wie durch Sommergluten. SELA.
5Da bekannte ich dir meine Sünde
und verhehlte meine Verschuldung nicht; ich sagte: »Bekennen will ich dem HERRN meine Missetaten!« Da hast du mir meine Sündenschuld vergeben. SELA.
6Darum möge jeder Fromme zu dir beten,
solange du dich finden läßt;A wenn dann gewaltige Fluten daherstürzen – ihn werden sie nicht erreichen.
7Du bist mir ein Schirm, bewahrst mich vor Unheil:
mit Rettungsjubel du wirst mich umgeben. SELA.
8»Ich will dich unterweisen und dich lehren
den Weg, den du wandeln sollst; ich will dich beraten, mein Auge auf dich richten.
9Seid nicht dem Roß, dem Maultier gleich,
die keinen Verstand besitzen; mit Zaum und Gebiß mußt du brechen ihren Trotz, sonst kommen sie nicht zu dir.«
10Zahlreich sind die Leiden des Gottlosen;
doch wer auf den HERRN vertraut, den wird er mit Gnade umgeben.
11Freuet euch des HERRN und frohlockt, ihr Gerechten,
und jubelt, ihr redlich Gesinnten alle!
Psalm 33
1Jubelt, ihr Gerechten, über den HERRN!
Den Aufrichtigen ziemet Lobgesang.
2Preiset den HERRN mit der Zither,
spielt ihm auf zehnsaitiger Harfe!
3Singt ihm ein neues Lied,
laßt laut die Saiten erklingen mit Jubelschall!
4Denn das Wort des HERRN ist wahrhaftig,
und in all seinem Tun ist er treu;
5er liebt Gerechtigkeit und Recht;
von der Gnade des HERRN ist die Erde voll.
6Durch das Wort des HERRN sind die Himmel geschaffen,
und ihr ganzes Heer durch den Hauch seines Mundes.
7Er türmt die Wasser des Meeres auf wie einen Wall
und legt die Fluten in Vorratskammern.
8Es fürchte den HERRN die ganze Erde,
vor ihm müssen beben alle Erdenbewohner;
9denn er sprach: da geschah’s;
er gebot: da stand es da.
10Der HERR hat den Ratschluß der Heiden zerschlagen,
die Gedanken der Völker vereitelt.
11Der Ratschluß des HERRN bleibt ewig bestehn,
seines Herzens Gedanken von Geschlecht zu Geschlecht.
12Wohl dem Volk, dessen Gott der HERR ist,
dem Volk, das zum Eigentum er sich erwählt hat!
13Vom Himmel blickt der HERR herab,
sieht alle Menschenkinder;
14von der Stätte, wo er wohnt, überschaut er
alle Bewohner der Erde,
15er, der allen ihr Herz gestaltet,
der acht hat auf all ihr Tun.
16Ein König ist nicht geschützt durch große Heeresmacht,
ein Kriegsheld rettet sich nicht durch große Kraft;
17betrogen ist, wer von Rossen die Rettung erhofft,
denn trotz all ihrer Stärke vermögen sie nicht zu retten.
18Bedenke: das Auge des HERRN ruht auf denen, die ihn fürchten,
auf denen, die seiner Gnade harren,
19auf daß er ihre Seele vom Tode errette
und sie am Leben erhalte in Hungersnot.
20Unsre Seele harret des HERRN:
unsre Hilfe und unser Schild ist er.
21Ja, seiner freut sich unser Herz,
denn auf seinen heiligen Namen vertrauen wir.
22Deine Gnade walte über uns, o HERR,
gleichwie wir auf dich geharrt haben!
Psalm 34
1Von David, als er sich vor Abimelech irrsinnig stellte und dieser ihn von sich trieb, so daß er von dannen ging. 2Ich will den HERRN allzeit preisen,
immerdar soll sein Lob in meinem Munde sein.
3Des HERRN soll meine Seele sich rühmen,
die Demütigen sollen es hören und sich freuen.
4Verherrlicht mit mir den HERRN
und laßt uns gemeinsam seinen Namen erheben!
5Sooft den HERRN ich suchte, hat er mich erhört
und aus allen meinen Ängsten mich befreit.
6Wer auf ihn blickt, wird heiteren Sinnes,
und sein Antlitz braucht nicht beschämt zu erröten.
7Hier ist ein (solcher) Dulder, der rief: da hörte der HERR
und half ihm aus all seinen Nöten.
8Der Engel des HERRN lagert sich rings
um die Gottesfürchtigen und rettet sie.
9Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist:
wohl dem Manne, der auf ihn vertraut!
10Fürchtet den HERRN, ihr seine Heiligen!
denn die ihn fürchten, leiden keinen Mangel.
11Junge Löwen müssen darben und leiden Hunger;
doch wer den HERRN sucht, entbehrt nichts Gutes.
12Kommt her, ihr Kinder, hört mir zu:
die Furcht des HERRNA will ich euch lehren!
13Wer ist der Mann, der langes Leben begehrt,
der viele Tage sich wünscht, um Glück zu genießen?
14Hüte deine Zunge vor Bösem
und deine Lippen vor Worten des Trugs!
15Halte dich fern vom Bösen und tu das Gute,
suche den Frieden und jage ihm nach!
16Die Augen des HERRN sind auf die Gerechten gerichtet
und seine Ohren auf ihr Hilfsgeschrei.
17Das Antlitz des HERRN steht gegen die Frevler,
um ihr Gedächtnis auszutilgen von der Erde.
18Wenn sie schreien, so hört es der HERR
und rettet sie aus all ihren Nöten.
19Der HERR ist nahe den zerbrochenen Herzen,
hilft denen, die zerschlagenen Geistes sind.
20Zahlreich sind die Leiden des Gerechten,
doch aus allen rettet ihn der HERR.
21Er behütet alle seine Gebeine,
daß nicht eins von ihnen zerbrochen wird.
22Den Gottlosen wird das Unglück töten,
und wer den Gerechten haßt, muß es büßen.
23Der HERR erlöst die Seele seiner Knechte,
und alle, die zu ihm sich flüchten, brauchen nicht zu büßen.
Psalm 35
1Von David. Streite, HERR, mit denen, die mich bestreiten,
kämpfe mit denen, die mich bekämpfen!
2Ergreife Schild und Tartsche
und stehe auf zur Hilfe für mich!
3Zücke die Lanze und sperre meinen Verfolgern den Weg,
sprich zu meiner Seele: »Deine Hilfe bin ich!«
4Laß in Schmach und Schande geraten,
die mir nach dem Leben trachten; zurückweichen müssen und schamrot werden, die auf Unheil gegen mich sinnen!
5Laß sie werden wie Spreu vor dem Winde,
während der Engel des HERRN sie zurückstößt!
6Ihr Weg müsse finster und schlüpfrig sein,
während der Engel des HERRN sie verfolgt!
7Denn ohn’ Ursach haben sie heimlich ihr Netz mir gestellt,
meinem Leben ohn’ Ursach eine Grube gegraben.
8Möge Verderben ihn unversehens treffen,
und sein Netz, das er heimlich gestellt, das möge ihn fangen: zum Verderben gerate er selbst hinein!
9Dann wird mein Herz frohlocken über den HERRN
und sich freuen ob seiner Hilfe;
10alle Glieder meines Leibes werden bekennen:
»HERR, wer ist dir gleich? Du bist’s, der den Elenden rettet vor dem Überstarken und den Elenden und Armen vor dem Räuber.«
11Es treten Lügenzeugen (gegen mich) auf,
befragen mich über Dinge, von denen ich nichts weiß;
12sie vergelten mir Böses für Gutes,
bringen Vereinsamung über mich.
13Ich aber – als krank sie lagen, war ein Sack mein Gewand;
ich kasteite mich mit Fasten, und mein Gebet kehrte sich gegen mich selbst;
14als wär’s mein Freund, mein Bruder, so ging ich einher;
wie einer, der Leid um die Mutter trägt, so senkte ich trauernd das Haupt.
15Doch jetzt ob meinem Sturze frohlocken sie und tun sich zusammen,
sie treten zu kränkendem Spott zusammen gegen mich, und Leute, die ich nicht kenne, lästern mich unaufhörlich,
16die heuchlerischen Kuchenbettler,
die doch mit den Zähnen gegen mich knirschen.
17O Allherr, wie lange noch willst du’s ansehn?
Entreiß meine Seele ihren Lügenreden (oder Verwüstungen), mein LebenA den jungen Löwen!
18Dann will ich dir danken in großer Versammlung,
vor zahlreichem Volke dich preisen.
19Laß sich nicht freun über mich, die ohn’ Ursach mir feind sind,
laß nicht mit den Augen blinzeln, die ohne Grund mich hassen!
20Sie reden ja nicht, was zum Frieden dient,
nein, gegen die Stillen im Lande ersinnen sie Worte des Truges;
21sie reißen den Mund weit auf gegen mich,
sie rufen: »Haha, wir haben’s mit unsern eigenen Augen gesehn!«
22Du hast’s gesehn, HERR: bleibe nicht stumm,
o Allherr, bleibe nicht fern von mir,
23Erhebe dich doch, wache auf, mir Recht zu schaffen,
mein Gott und Allherr, meine Sache zu führen!
24Schaffe mir Recht nach deiner Gerechtigkeit, HERR mein Gott,
laß sie sich über mich nicht freuen!
25Laß sie in ihrem Herzen nicht sagen: »Haha! So wollten wir’s!«
Laß sie nicht sagen: »Wir haben ihn verschlungen!«
26Laß sie alle enttäuscht und schamrot werden,
die meines Unglücks sich freuen, laß in Schmach und Schande sich kleiden, die gegen mich großtun!
27Laß jubeln und fröhlich sein, die mein Recht mir wünschen,
und laß sie immer bekennen: »Groß ist der HERR, dem das Heil seines Knechtes am Herzen liegt!«
28Dann soll meine Zunge verkünden deine Gerechtigkeit
(und) deinen Ruhm den ganzen Tag.
Psalm 36
1Dem Musikmeister; vom Knechte des Herrn, von David. 2Eingebung der Sünde beherrscht den Frevler,
so läßt es im Innern meines Herzens sich hören:A kein Zagen vor Gott steht ihm vor Augen;
3denn sie verblendet ihn mit Schmeichelreden,
daß er in Verschuldung gerät, indem er Haß ausübt.
4Was er ausspricht, ist Unheil und Trug;
aufgehört hat er, verständig zu sein, um gut zu handeln.
5Unheil sinnt er auf seinem Lager,
tritt hin auf den Weg der Bosheit, das Schlechte verabscheut er nicht.
6O HERR, bis zum Himmel reicht deine Gnade,
deine Treue bis hin an die Wolken;
7deine Gerechtigkeit steht fest wie die Gottesberge,
deine Gerichte gleichen dem weiten Weltmeer; Menschen und Tieren hilfst du, o HERR.
8Wie köstlich ist deine Gnade, o Gott,
daß Menschenkinder sich bergen im Schatten deiner Flügel!
9Sie laben sich an den reichen Gütern deines Hauses,
und du tränkst sie mit dem Strom deiner Wonnen;
10denn bei dir ist der Brunnquell des Lebens,
und in deinem Lichte schauen wir Licht.
11Erhalte deine Gnade denen, die dich kennen,
und deine Gerechtigkeit den redlich Gesinnten!
12Laß den Fuß des Hochmuts mich nicht treten
und die Hand der Frevler mich nicht vertreiben!
13Einst werden die Übeltäter gefallen sein,
niedergestürzt und können nicht wieder aufstehn.
Psalm 37
1Von David. Entrüste dich nicht über die Bösen
und ereifre dich nicht über die Übeltäter!
2denn schnell wie das Gras verwelken sie
und verdorren wie grünender Rasen.
3Vertrau auf den HERRN und tu das Gute,
bleib wohnen im Lande und übe Redlichkeit
4und habe deine Lust am HERRN:
so wird er dir geben, was dein Herz begehrt.
5Befiehl dem HERRN deine Wege
und vertraue auf ihn: er wird’s wohl machen
6und deine Gerechtigkeit strahlen lassen wie das Licht
und dein Recht wie den hellen Mittag.
7Sei stille dem HERRN und harre auf ihn,
entrüste dich nicht über den, der Glück hat bei seinem Tun, über den Mann, der Ränke übt!
8Steh ab vom Zorn und entsage dem Grimm,
entrüste dich nicht: es führt nur zum Bösestun!
9Denn die Übeltäter werden ausgerottet,
doch die da harren des HERRN, die werden das Land besitzen.
10Nur noch ein Weilchen, so wird der Frevler nicht mehr sein,
und siehst du dich um nach seiner Stätte, so ist er nicht mehr da;
11die stillen Dulder aber werden das Land besitzen
und sich freun an der Fülle des Friedens.
12Böses sinnt der Frevler gegen den Gerechten
und knirscht mit den Zähnen gegen ihn;
13der Allherr aber lacht über ihn,
denn er sieht, daß sein Tag kommt.
14Die Frevler zücken das Schwert und spannen den Bogen,
um den Dulder und Armen niederzustrecken und die redlich Wandelnden hinzumorden;
15doch ihr Schwert dringt ihnen ins eigne Herz,
und ihre Bogen werden zerbrochen.
16Das geringe Gut des Gerechten ist besser
als der Überfluß vieler Gottlosen;
17denn die Arme der Gottlosen werden zerbrochen,
die Gerechten aber stützt der HERR.
18Der HERR kennt wohl die Tage der Frommen,
und ihr Besitz ist für immer gesichert;
19sie werden nicht zuschanden in böser Zeit,
nein, in den Tagen des Hungers werden sie satt.
20Dagegen die Gottlosen gehen zugrunde,
und die Feinde des HERRN sind wie die Pracht der Auen: sie vergehen wie Rauch, sie vergehen!
21Der Gottlose muß borgen und kann nicht zahlen,
der Gerechte aber schenkt und gibt;
22denn die vom HERRN Gesegneten erben das Land,
aber die von ihm Verfluchten werden vernichtet.
23Vom HERRN her werden die Schritte des Mannes gefestigt,
und zwar wenn Gefallen er hat an seinem Wandel;
24wenn er strauchelt, stürzt er nicht völlig nieder,
denn der HERR stützt ihm die Hand.
25Ich bin jung gewesen und alt geworden,
doch hab’ ich nie den Gerechten verlassen gesehn, noch seine Kinder betteln um Brot.
26Allzeit kann er schenken und darleihn,
und auch noch seine Kinder sind zum Segen.
27Halte dich fern vom Bösen und tu das Gute,
so wirst du für immer wohnen bleiben;
28Denn der HERR hat das Recht lieb
und verläßt seine Frommen nicht: ewiglich werden sie behütet, doch der Gottlosen Nachwuchs wird ausgerottet.
29Die Gerechten werden das Land besitzen
und bleiben in ihm wohnen für immer.
30Des Gerechten Mund läßt Weisheit hören,
und seine Zunge redet Recht;
31das Gesetz seines Gottes wohnt ihm im Herzen,
und seine Schritte wanken nicht.
32Der Gottlose lauert dem Gerechten auf
und sucht ihn ums Leben zu bringen;
33doch der HERR läßt ihn nicht fallen in seine Hand
und läßt ihn nicht verdammen vor Gericht.
34Harre des HERRN und halte dich an seinen Weg,
so wird er dich erhöhn zum Besitz des Landes; an der Gottlosen Vernichtung wirst du deine Freude sehn.
35Ich hab’ einen Frevler gesehen, der trat gar trotzig auf
und spreizte sich stolz wie ein grünender, ragender Baum;
36doch als ich (wieder) vorüberging, da war er verschwunden,
und als ich ihn suchte, war er nicht mehr zu finden.
37Bleibe (also) fromm und halte dich recht,
denn solchen wird es zuletzt wohl ergehn;
38die Frevler aber werden allesamt vertilgt,
und der Gottlosen Nachwuchs wird ausgerottet.
39Die Hilfe der Gerechten kommt vom HERRN:
er ist ihre Schutzwehr zur Zeit der Not;
40denn der HERR steht ihnen bei und rettet sie;
er rettet sie von den Frevlern und bringt ihnen Hilfe, weil auf ihn sie ihr Vertrauen setzen.
Psalm 38
1Ein Psalm von David, bei Darbringung des Duftopfers. 2HERR, nicht in deinem Zorne strafe mich,
und nicht in deinem Ingrimm züchtige mich!
3Denn deine Pfeile sind in mich eingedrungen,
und deine Hand liegt schwer auf mir:
4nichts ist gesund an meinem Leib ob deinem Zürnen,
nichts heil an meinen Gliedern ob meiner Sünde.
5Denn meine Missetaten schlagen mir über dem Haupt zusammen;
wie eine schwere Last sind sie mir zu schwer geworden.
6Es faulen, es eitern meine Wunden
infolge meiner Torheit.
7Ich bin gekrümmt, tief niedergebeugt;
den ganzen Tag geh’ ich trauernd einher;
8denn meine Lenden sind voll von Entzündung,
und nichts ist unversehrt an meinem Leibe.
9Erschöpft bin ich und ganz zerschlagen,
ich schreie auf infolge des Stöhnens meines Herzens.
10O Allherr, all mein Verlangen ist dir bekannt,
und meine Seufzer sind dir nicht verborgen.
11Mein Herz pocht stürmisch, meine Kraft hat mich verlassen,
und das Licht meiner Augen, auch das ist dahin!
12Meine Freunde und Genossen stehn abseits von meinem Elend,
und meine nächsten Verwandten halten sich fern.
13Die nach dem Leben mir trachten, legen mir Schlingen,
und die mein Unglück suchen, verabreden Unheil und sinnen auf Trug den ganzen Tag.
14Doch ich bin wie ein Tauber, höre es nicht,
und bin wie ein Stummer, der den Mund nicht auftut;
15ja, ich bin wie einer, der nicht hören kann
und in dessen Mund keine Widerrede ist;
16denn auf dich, HERR, warte ich:
du wirst antworten, o Allherr, mein Gott;
17denn ich sage: »Daß sie nur nicht über mich frohlocken,
nur nicht beim Wanken meines Fußes gegen mich großtun!«
18Denn nahe bin ich am Zusammenbrechen,
und mein Schmerz ist mir allezeit gegenwärtig.
19Ach! Ich bekenne meine Schuld,
bin bekümmert ob meiner Sünde!
20Dagegen die ohne Grund mich befeinden, sind stark,
und zahlreich sind, die ohn’ Ursach’ mich hassen,
21und solche, die mir Gutes mit Bösem vergelten,
sind meine Widersacher, weil fest am Guten ich halte.
22Verlaß mich nicht, o HERR,
mein Gott, sei nicht ferne von mir!
23Eile zu meinem Schutz herbei,
o Allherr, meine Rettung!
Psalm 39
1Dem Musikmeister Jeduthun; ein Psalm von David. 2Ich dachte: »Achten will ich auf meine Wege,
daß ich nicht sünd’ge mit meiner Zunge; ich will meinem Mund einen Zaum anlegen, solange noch der Frevler vor mir steht.«
3So ward ich denn stumm, ganz stumm, mit Gewalt schweigsam;
doch es wühlte mein Schmerz noch wilder.
4Das Herz ward mir heiß in der Brust,
ob meinem Grübeln brannte ein Feuer in mir; da ließ ich meiner Zunge freien Lauf:
5»HERR, laß mein Ende mich wissen
und welches das Maß meiner Tage ist! Laß mich erkennen, wie vergänglich ich bin!
6Ach, spannenlang hast du mir die Tage gemacht,
und meines Lebens Dauer ist wie nichts vor dir: ja, nur als ein Hauch steht jeglicher Mensch da!« SELA.
7Fürwahr nur als Schattenbild wandelt der Mensch einher,
nur um ein Nichts wird so viel Lärm gemacht; man häuft auf und weiß nicht, wer es einheimst.
8Und nun, o Allherr, wes soll ich harren?
Meine Hoffnung geht auf dich (allein).
9Errette mich von allen meinen Sünden,
zum Spott der Toren laß mich nicht werden!
10Ich schweige, tu meinen Mund nicht auf,
denn du hast’s so gefügt.
11Nimm deine Plage weg von mir:
unter dem Druck deiner Hand erlieg’ ich.
12Züchtigst du einen Menschen
mit Strafen um der Sünde willen, so läßt du seine Schönheit vergehn wie die Motte: ach, nur ein Hauch ist jeglicher Mensch! SELA.
13Höre, o HERR, mein Gebet und vernimm mein Schreien,
bleib’ nicht stumm bei meinen Tränen! Denn ein Gast (nur) bin ich bei dir, ein Beisaß wie all meine Väter.
14Blick weg von mir, daß mein Antlitz sich wieder erheitert,
bevor ich dahinfahre und nicht mehr bin!
Psalm 40
1Dem Musikmeister; von David ein Psalm. 2Geduldig hatte ich des HERRN geharrt:
da neigte er sich zu mir und hörte mein Schreien;
3er zog mich herauf aus der Grube des Unheils,
aus dem schlammigen Sumpf, und stellte meine Füße auf Felsengrund, verlieh meinen Schritten Festigkeit;
4er legte ein neues Lied mir in den Mund,
einen Lobgesang auf unsern Gott. Das werden viele sehen und Ehrfurcht fühlen und Vertrauen fassen zum HERRN.
5Glückselig der Mann, der sein Vertrauen setzt auf den HERRN,
der’s nicht mit den Stolzen hält und nicht mit den treulosen Lügenfreunden!
6Zahlreich sind die Wunder, die du getan hast,
und deine Heilsgedanken mit uns, o HERR, mein Gott; dir ist nichts zu vergleichen; wollt’ ich von ihnen reden und sie verkünden – sie übersteigen jede Zahl.
7An Schlacht- und Speisopfern hast du kein Gefallen,
doch offne Ohren hast du mir gegeben; nach Brand- und Sündopfern trägst du kein Verlangen.
8Da hab’ ich gesagt: »Siehe, hier bin ich!
In der Rolle des Buches, da steht für mich geschrieben:
9Deinen Willen zu tun, mein Gott, ist meine Lust,
und dein Gesetz ist tief mir ins Herz geschrieben.«
10Von (deiner) Gerechtigkeit hab’ ich in großer Versammlung gesprochen,
siehe, meinen Lippen hab’ ich nicht Einhalt getan: du selbst, HERR, weißt es!
11Deine Gerechtigkeit habe ich nicht verborgen in meinem Herzen,
von deiner Treue und Hilfe laut geredet; ich habe deine Gnade und Wahrheit nicht verschwiegen, vor der großen Versammlung.
12So wirst du, HERR, mir dein Erbarmen nicht versagen;
deine Gnade und Wahrheit werden stets mich behüten.
13Denn Leiden ohne Zahl umringen mich,
meine Sünden haben mich ereilt, unübersehbar; zahlreicher sind sie als die Haare meines Hauptes, und der Mut ist mir entschwunden.
14Laß dir’s wohlgefallen, o HERR, mich zu retten,
eile, o HERR, zu meiner Hilfe herbei!
15Laß sie allesamt beschämt und schamrot werden,
die nach dem Leben mir stehn, um es wegzuraffen! Laß mit Schande beladen abziehn, die mein Unglück wünschen!
16Erschaudern müssen ob ihrer Schmach,
die über mich rufen: »Haha, haha!«
17Laß jubeln und deiner sich freuen
alle, die dich suchen; laß alle, die nach deinem Heil verlangen, immerdar bekennen: »Groß ist der HERR.«
18Bin ich auch elend und arm – der Allherr wird für mich sorgen.
Meine Hilfe und mein Retter bist du: mein Gott, säume nicht!
Psalm 41
1Dem Musikmeister; ein Psalm von David. 2Wohl dem, der des Schwachen sich annimmt:
am Tage des Unglücks wird der HERR ihn erretten!
3Der HERR wird ihn behüten und am Leben erhalten,
daß er glücklich gepriesen wird im Lande; und du gibst ihn nicht preis der Gier seiner Feinde.
4Der HERR wird ihn auf dem Siechbett erquicken:
sein ganzes Krankenlager machst du ihm leicht.
5Ich sage: »O HERR, sei mir gnädig,
ach, heile meine Seele, denn an dir hab’ ich gesündigt!«
6Meine Feinde reden Böses von mir:
»Wann wird er sterben, daß sein Name verschwindet?«
7Kommt jemand, mich zu besuchen, so redet er Falschheit;
sein Herz sammelt Bosheit an; dann geht er hinaus, um draußen davon zu reden.
8Alle, die mich hassen, zischeln vereint über mich,
Unheil sinnen sie gegen mich:
9»Ein heilloses Übel haftet ihm an!
Wer so sich gelegt hat, kommt nicht wieder hoch!«
10Sogar mein bester Freund, dem ich fest vertraute,
der mein Brot aß,A hat die Ferse gegen mich erhoben.
11Du aber, HERR, sei mir gnädig und hilf mir wieder auf,
so will ich’s ihnen vergelten!
12Daran will ich erkennen, daß du Gefallen an mir hast,
wenn mein Feind nicht über mich jubeln wird,
13doch du mich ob meiner Unschuld aufrecht hältst
und mich vor deinem Angesicht stehn läßt immerdar.
14Gepriesen sei der HERR, der Gott Israels,
von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen, ja Amen!